
Von der Schanze in die Trockensavanne
„Ich war am Anfang sehr aufgeregt“, beginnt Luisa Görlich ihre Erzählung. „Ich durfte Mercy aus der Schule abholen und hatte Angst, sie zwischen den anderen Kindern nicht zu erkennen. Aber am Ende hat es nur wenige Sekunden gedauert – ich wusste sofort, wer sie ist.“
Mit ehrlicher Begeisterung in der Stimme erzählt die Skispringerin und Plan-Patin von ihrer letzten Reise in den Süden Afrikas. Das besondere Highlight: die Begegnung mit Mercy – ihrem Patenkind. Das 11-jährige Mädchen lebt in der Nähe von Harare, der geschäftigen Hauptstadt Simbabwes, und kannte ihre Patin bisher nur aus Briefen. Nun hatten die beiden die Gelegenheit, sich auch persönlich kennenzulernen, bevor für Luisa Görlich die diesjährige Skisaison wieder Fahrt aufnimmt.



Ein eindrücklicher Schulbesuch
Die erste Station des Tages war das College von Mercy, das in Epworth – einem Vorort von Harare – liegt und von Plan International unterstützt wird. Dort holte Luisa Görlich zusammen mit dem örtlichen Plan-Team Mercy aus dem Unterricht ab, bekam erste Einblicke in den Schulalltag in Simbabwe und traf auch die Familie ihres Patenmädchens. Im Anschluss ging es für alle zusammen weiter zu einer Grundschule, in der die Kinderrechtsorganisation Wasch- und Sanitärräume gebaut sowie Unterrichtsräume neu ausgestattet hat.
„In der Regenzeit müssen fast 140 Kinder von einer Lehrkraft unterrichtet werden.“
„Als wir den Unterricht besuchten, wurde mir klar, wie groß die Unterschiede zu Deutschland sind“, erzählt Luisa Görlich. „Die Klassen sind deutlich größer, mit zum Teil bis zu 70 Kindern.“ Aber die Klassengröße ist nicht die einzige Herausforderung für die Grundschule. Die insgesamt 50 Klassen müssen sich 20 Räume teilen, weshalb der Unterricht oftmals draußen stattfindet. Doch in der Regenzeit – etwa von November bis März – müssen die Klassen zusammengelegt werden, denn dann ist es draußen zu nass und zu schlammig. „Dann müssen fast 140 Kinder von einer Lehrkraft unterrichtet werden“, so Luisa Görlich weiter.
Soziales Engagement mit Herz
Während die Skispringerin erzählt, wird deutlich, wie interessiert sie an den Menschen und der Kultur Simbabwes ist. Bei ihrem sozialen Engagement geht es der Skisportlerin nicht nur darum, anderen zu unterstützen – sie möchte in den Austausch gehen und aus erster Hand etwas über die Lebensrealitäten der Menschen vor Ort erfahren. Die Patenschaft macht das für sie möglich.
„Die Menschen hinter den jährlichen Berichten kennenzulernen und zu erleben, wie sehr sie sich über den Besuch gefreut haben, hat mich wirklich berührt“, sagt Luisa Görlich. „Sogar die Oma und die Schwägerin von Mercy waren mit dabei. Es war ein Tag, den ich in meinem Leben nicht mehr vergessen werde. Es hat richtig Spaß gemacht!“
Mit der Patenschaft unterstützt sie nicht nur Mercy – auch das ganze Umfeld des Mädchens profitiert von den Maßnahmen, die Plan vor Ort umsetzt. „Ich möchte gerne Menschen helfen, denen es nicht so gut geht wie uns. Gerade wenn es um die Themen Bildung, Sport und Gleichberechtigung geht“, betont die Skispringerin. Deshalb ist es für die Thüringerin eine Herzensangelegenheit, sich im Rahmen von Plans Sportinitiative für weltweite Chancengleichheit einzusetzen.


Eine ganze Gemeinde profitiert
„Es war beeindruckend zu sehen, was Plan International vor Ort bewegt“, blickt Luisa Görlich auf ihren Besuch in Simbabwe zurück. „Man sieht, dass die Patenschaften nicht nur einzelnen Kindern helfen, sondern der ganzen Gemeinde. Denn mit dem Geld aus den Patenschaften werden diverse Projekte umgesetzt, die den Gemeindemitgliedern neue Chancen ermöglichen. Das zu erleben, hat mich sehr positiv gestimmt und mir gezeigt, dass das Geld an der richtigen Stelle ankommt.“
Einige Frauen und Männer aus der Region konnte Luisa selbst kennenlernen und erfahren, wie genau sie von der Arbeit der Kinderrechtsorganisation profitieren. Darunter waren Menschen, die Plan beim Aufbau ihres eigenen Unternehmens unterstützt hat – sei es durch Schulungen, Startkapital oder Sachspenden. Die Bäcker:innen, Mechaniker:innen, Künstler:innen und Modedesigner:innen haben dank dieser Unterstützung eine Chance auf ein eigenes und geregeltes Einkommen, mit dem sie ihre Familien ernähren und die Unabhängigkeit ihrer Gemeinde stärken können.
„Man sieht, dass die Patenschaften nicht nur einzelnen Kindern helfen, sondern der ganzen Gemeinde. Das zu erleben, hat mir gezeigt, dass das Geld an der richtigen Stelle ankommt.“
So hilft Plan in Simbabwe
Der Klimawandel, die durch das Wetterphänomen „El Niño“ ausgelöste Dürre sowie der Ausbruch der Cholera haben im letzten Jahr die Region rund um Harare schwer getroffen – insbesondere Kinder, junge Mädchen und Frauen. Diese Probleme hatten zur Folge, dass Lebensmittel knapp wurden, viele Kinder nicht mehr zur Schule gehen konnten und die Gesundheitsversorgung überlastet war. Daher unterstützt Plan zusammen mit den örtlichen Gemeinden gezielt Initiativen zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Menschen.
Zu den umgesetzten Maßnahmen gehören die Ausbildung von Frauen und Männern, die sich auf Handwerksberufe spezialisiert haben. Auch generationsübergreifende Workshops zu Themen wie Bildung, Gesundheit und kulturelles Erbe werden umgesetzt, damit das Verständnis und der Respekt zwischen verschiedenen Altersgruppen wachsen. Darüber hinaus finden an Schulen Aufklärungsveranstaltungen über sexuelle Gesundheit, Kinderschutz sowie Katastrophenvorsorge statt. Das stärkt die lokale Widerstandsfähigkeit und gibt den Menschen die Mittel an die Hand, rascher aus Krisen herauszufinden.


Zwischen Traditionen, Handball-Match und Zukunftsplänen
Einer der unvergesslichsten Momente ihres Besuchs war für Luisa Görlich das gemeinsame Mittagessen. „Wir haben alle zusammen auf Steinen gegessen, ganz der Tradition in Simbabwe entsprechend. Wir saßen nicht an einem Tisch, sondern draußen in der Natur und konnten uns miteinander unterhalten“, erzählt sie begeistert. Beim Essen hat die 26-Jährige auch erfahren, dass es in Simbabwe als unhöflich gilt, wenn man als Gast die zubereitete Mahlzeit nicht aufisst: Denn das erweckt den Anschein, als würde man sich nicht willkommen fühlen. Gemeinsames Essen ist in dem südafrikanischen Land zentraler Ausdruck der Gastfreundschaft und zeigt, dass sich die Gastfamilie über den Besuch freut.

Worüber sich Luisa Görlich noch sehr gefreut hat, war der persönliche Austausch mit Mercy. So hat sie erfahren, dass die 11-Jährige es liebt, Handball zu spielen. Natürlich durfte da ein gemeinsames Handball-Match mit den anderen Schüler:innen nicht fehlen – und machte einmal mehr deutlich, wie Sport Kulturen verbinden kann.
Mercy erzählte ihrer Patin außerdem, dass sie später gerne einmal etwas mit Hunden machen würde, weil sie die Tiere so sehr liebt, und dass sie sich nach der Schule gerne um ihre acht Monate alte Nichte kümmert. „Nach dem Kennenlernen kann ich ihre Interessen viel besser einschätzen, was den Kontakt noch realer und menschlicher macht“, resümiert die Skispringerin und fügt voller Vorfreude hinzu: „Ich freue mich schon darauf, wenn ich das nächste Mal wieder Briefkontakt mit Mercy habe.“
