Die Angst vor einer ungewissen Zukunft

Foto: Megumi Michiyama

Von einem auf den anderen Tag wurde Sudan zum Kriegsschauplatz. Wie überleben die Menschen in dem nordostafrikanischen Land in dieser Situation? Der Bericht einer Augenzeugin.

Schon vor dem Ausbruch der Kämpfe im April 2023 arbeitete Plan International in Sudan daran, lebensrettende Hilfsgüter zu bedürftigen Familien – insbesondere gefährdeten Kindern – zu bringen. Der Bedarf an humanitärer Hilfe war und ist enorm.

Alaa Abusifian, Nothilfe-Koordinatorin von Plan International Sudan, hat für die Plan Post notiert, wie es jetzt für sie und mit der Arbeit der Kinderrechtsorganisation weitergeht:

Eine Frau mit dem Logo von Plan International an der Jacke
Alaa Abusifian, Nothilfe-Koordinatorin von Plan International Sudan Abdallah Mohammed
Kinder stehen auf einer sandigen Fläche
Kinder und ihre Familien erhalten Nothilfe-Artikel im White Nile-Bundesstaat von Sudan Abdallah Mohammed

„Als der Konflikt in Khartum begann, befand ich mich im angrenzenden Bundesstaat Gezira. Ich bin zurückgereist, um die humanitäre Hilfe von Plan International zu unterstützen.

Die Situation war gar nicht gut. Viele Menschen, auch aus den Plan-Teams, haben alles verloren. Wer nach Hause zurückkehrte, fand oft sein gesamtes Hab und Gut gestohlen vor. Die Menschen in Khartum haben so etwas noch nicht erlebt. Sie sind traumatisiert und brauchen psychosoziale Unterstützung.

„Wer nach Hause zurückkehrte, fand oft sein gesamtes Hab und Gut gestohlen vor.“

Alaa Abusifian, Nothilfe-Koordinatorin von Plan International Sudan

Es war eine echte Herausforderung, nach all den Plan-Leuten zu sehen, denn wir haben viele in der Hauptstadt. Und auch meine Familie befand sich dort. Wir haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Khartum, die die Stadt nicht verlassen konnten. In den letzten Tagen haben wir außerdem versucht, nach einer Kollegin zu sehen, die keinen Strom mehr hatte und ihr Telefon nicht aufladen konnte. Glücklicherweise haben wir sie schließlich erreichen können.

Frauen und Männer packen Pakete mit Hilfsgütern zusammen
Die Plan-Teams stellen Hilfspakete zusammen Abdallah Mohammed

„Die Geschäfte haben wieder für ein paar Stunden geöffnet.“

Alaa Abusifian, Nothilfe-Koordinatorin von Plan International Sudan

Was die Lebensmittel angeht, so haben die Geschäfte jetzt wieder für ein paar Stunden geöffnet, damit die Menschen sich schnell mit dem Nötigsten versorgen können, bevor sie wieder nach Hause gehen. Das Wasser ist knapp, und es können keine Wartungsarbeiten durchgeführt werden. Ich persönlich habe Angst vor der unvorhersehbaren Zukunft, die uns bevorsteht.

Plan-Teams in Sudan bereiten Hygienesets und andere Bedarfsgüter für die Verteilung vor
Plan-Teams in Sudan bereiten Hygienesets und andere Bedarfsgüter für die Verteilung vor Abdallah Mohammed
Eine Familie hat Angst vor den Kämpfen
Vor den Kämpfen geflüchtet, erhält diese sudanesische Familie Plastikplanen für den Zeltbau, Moskitonetz, Seife und Decken Abdallah Mohammed

Die humanitäre Hilfe geht auch im Krieg weiter

Wir konzentrieren unsere humanitäre Hilfe auf die Menschen im Bundesstaat White Nile, einschließlich der südsudanesischen Flüchtlinge und der Binnenvertriebenen aus Khartum. Der Staat verfügt nur über begrenzte Mittel für die vielen Menschen, die dort leben. Plan International reagiert darauf mit der Bereitstellung von Hilfsgütern wie Moskitonetze, Plastikplanen, Seife und Decken. Auch reguläre Nothilfe-Projekte laufen langsam wieder an.

Für Mädchen und Frauen stellen wir von Plan International zudem Hygienesets zur Verfügung, die Damenbinden, Unterwäsche, Zahnbürsten und -pasta sowie eine Taschenlampe enthalten. Wir versuchen, alles zu verteilen, was wir in unseren Nothilfe-Lagern haben.

„Für Mädchen und Frauen stellen wir Hygienesets zur Verfügung.“

Alaa Abusifian, Nothilfe-Koordinatorin von Plan International Sudan

In den Flüchtlingscamps arbeiten wir mit anderen Hilfsorganisationen zusammen, um ein genaues Bild davon zu bekommen, welche lebenswichtigen Güter benötigt werden. Der Zugang zu Treibstoff und Bargeld stellt eine große Herausforderung dar [Anm.: Das Bankensystem in Sudan funktioniert seit dem Ausbruch der Kämpfe nicht mehr], die uns daran hindern, weitere Maßnahmen zu ergreifen.

„Wenn irgendwo Flugzeuge fliegen, verstecken sich die Kinder und weinen.“

Alaa Abusifian, Nothilfe-Koordinatorin von Plan International Sudan

Die Kinder sind von den Kampfhandlungen traumatisiert

Wir bieten psychosoziale Unterstützung für Kinder an, die durch das, was sie in Khartum erlebt haben, traumatisiert sind. Nachts schlafen sie schlecht, und wenn irgendwo Flugzeuge über sie hinwegfliegen, verstecken sie sich und weinen. Auch die Erwachsenen sind verängstigt, sie fühlen sich unsicher und haben Angst um ihre Zukunft. Der Ausbruch der Kämpfe ist schon über einen Monat her, und die Menschen wissen nicht, was sie tun sollen.

In kinderfreundlichen Räumen bieten wir Gesprächstherapien und Gruppen-Therapiesitzungen an. Kinder können dort ihre Gefühle durch Malen und Geschichtenerzählen ausdrücken sowie Erlebtes verarbeiten.

Der Bedarf an Hilfsgütern ist groß

Was wir im Moment brauchen, ist der Zugang zu Bargeld, um mehr Treibstoff und Vorräte für die Geflüchteten zu beschaffen. Uns geht alles aus, und unser Nothilfeteam hat die wichtigsten Dinge ermittelt, die wir jetzt brauchen. Zum Beispiel Bekleidung, Schuhe, Spiel- und Freizeitmaterialien, denn viele Kinder sind ohne irgendetwas davongelaufen. Und auch unseren Teams fehlt es an einer Grundausstattung, um die Mädchen und Jungen in unseren Kinderschutzprogrammen zu registrieren.

Der Bundesstaat White Nile bereitet derzeit die Schulkinder auf die Prüfungen in der sechsten Klasse vor und versucht sicherzustellen, dass auch die Kinder aus Khartum ihre Prüfungen ablegen können. Wir brauchen Material, um dies zu ermöglichen.“

Ein Plan-Mitarbeiter packt Hilfsgüter zusammen
Ein Plan-Mitarbeiter stellt Hilfspakete zusammen Abdallah Mohammed

Kinder in Sudan schützen!

Plan International konzentriert sich bei der humanitären Hilfe in dieser Krise darauf, den geflüchteten, binnenvertriebenen sowie anderen betroffenen Menschen in Sudan und den umliegenden Ländern Sicherheit und Schutz zu bieten. Trotz der schwierigen Situation wegen der anhaltenden Kämpfe setzen wir Maßnahmen zur humanitären Hilfe um und bereiten weitere Aktivitäten auch in den Nachbarländern vor.

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