Hungerkrise in Sambia gefährdet die Zukunft von Mädchen

Foto: Plan International

Südostafrika befindet sich nach Jahren der Dürre, weit verbreiteten Überschwemmungen und wirtschaftlicher Unsicherheit in einer Nahrungsmittelkrise. Insgesamt sind rund 45 Millionen Menschen in der Region von einer Hungersnot bedroht und dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Besonders von den Folgen betroffen sind Mädchen wie die 14-jährige Samira, die arbeiten gehen muss, anstatt den Unterricht zu besuchen.

Samira lebt in der Zentralprovinz Sambias. Sie ist 14 Jahre alt und wohnt mit ihren drei Geschwistern bei ihrer Großmutter, da ihre Eltern beide verstorben sind. Sie besucht die 9. Klasse und möchte Krankenschwester werden. Aber dieser Traum ist noch weit entfernt, denn aufgrund der Nahrungsmittelknappheit im Land muss sie sich viel zu häufig um ihre jüngeren Geschwister kümmern oder arbeiten, anstatt zur Schule zu gehen. Und wenn sie in den Unterricht geht, ist sie müde. Denn seit Beginn der Hungerkrise hat sich Samiras tägliches Essen halbiert – sie muss mit nur einer Mahlzeit am Tag zurechtkommen.

Bis zu drei Mal die Woche bleibt Samira der Schule fern, damit sie arbeiten kann, und tut alles, was sie kann, um Geld zu verdienen. „Ich wasche Klamotten und verkaufe Gemüse – Tomaten zum Beispiel, aber auch Bananen und viele andere Dinge“, sagt Samira. Zu ihrer Arbeit gehört es, allein von Tür zu Tür zu gehen und die Produkte ihr unbekannten Menschen anzubieten. Das setzt sie aufgrund ihres Geschlechts und ihres Alters Risiken wie beispielsweise sexueller Gewalt aus. Samira weiß, dass das, was sie tut, potenziell gefährlich sein kann, aber weil das Essen knapp ist, hat sie das Gefühl, keine andere Wahl zu haben.

Schüler:innen sitzen sich gegenüber im Klassenraum.
Die Mädchen in Samiras Schule sind von den Folgen der Lebensmittelkrise schwerer betroffen als die Jungen. Plan International/Robert McKechnie
Schulmädchen laufen eine Straße entlang.
Samira muss weit laufen, um an Wasser zu kommen. Plan International / Robert McKechnie

Der Grund für die fehlende Nahrung ist der Klimawandel – unter anderem hat sich der Beginn der Regenzeit von Oktober auf Dezember verschoben. Und wenn Regen fällt, dann ist er unregelmäßig. Dies ist das dritte Jahr infolge, dass Sambia aufgrund von späten Regenfällen, Dürreperioden und Überschwemmungen mit einer Missernte zu rechnen hat.

Ramin Shahzamani, Länderdirektor von Plan International Sambia erklärt: „Die Auswirkungen des Klimawandels haben zur Folge, dass sich die südlichen afrikanischen Länder doppelt so schnell wie andere Länder erwärmen. Das bedeutet auch, dass sich die Regenverhältnisse vollständig geändert haben. Deshalb hatten wir letztes Jahr keinen Regen, und dieses Jahr kam der Regen etwas spät, und niemand kann sagen, wie lange er noch anhalten wird. Dieser unregelmäßige Niederschlag hat also verheerende Auswirkungen für Familien und Kinder, und besonders Mädchen.“

Denn die Folgen sind nicht nur der Ausfall der Ernte und damit eine akute Lebensmittelknappheit. Das Wasser fehlt auch zum Trinken und Waschen. Der Mangel an Möglichkeiten zur Körperhygiene begünstigt nicht nur die Verbreitung von Krankheiten, sondern erschwert auch die Situation von heranwachsenden Mädchen, wenn sie ihre Periode haben. „Wenn man seine Tage hat, ist es richtig schwer, zur Schule zu gehen, wenn man nicht gebadet hat“, erklärt Samira. „Man muss sich zweimal am Tag waschen, aber aufgrund der Wasserknappheit geht das nicht. Um überhaupt an Wasser zu kommen, muss ich erst mal fünf Kilometer laufen. Das ist schon sehr problematisch, wenn ich meine Tage habe.“

„Am Ende sagen die Leute: Sie geht nicht gern zur Schule. Aber sie wissen nichts von meinen Schwierigkeiten, was ich erlebe, wie ich mich fühle.“

Samira (14), Schülerin aus Sambia

Der Wassermangel stellt nicht nur eine sehr reale Herausforderung für die Menstruationshygiene dar. Da Hygieneartikel zunehmend unbezahlbar werden, greifen junge Frauen oft auf Alternativen zurück, die sie dem Risiko von Infektionen aussetzen können.

Auch für die langfristige Entwicklung von Jugendlichen, die die Schule versäumen, gibt es Bedenken. Dabei versäumen Mädchen und Frauen aufgrund der ohnehin bestehenden Ungleichheiten der Geschlechter häufiger den Unterricht als Jungen. Samira weiß genau, was das für sie und andere Mädchen bedeutet: „Wenn ich einige Unterrichtsstunden verpasse, wird es für mich sehr schwer sein, die Prüfungen zu bestehen. Ich werde nicht gut abschneiden. Am Ende sagen die Leute: Sie geht nicht gern zur Schule. Aber sie wissen nichts von meinen Schwierigkeiten, was ich erlebe, wie ich mich fühle.“

Plan International ist in den meisten betroffenen Ländern aktiv und setzt sich für eine rasche Reaktion ein, um Familien mit Nahrung zu versorgen und Verluste von Kleinbauern zu verringern. Plan International Deutschland unterstützt die Nothilfe-Maßnahmen im südlichen Afrika und Ostafrika über seinen Nothilfe-Fonds. Sie können diese humanitäre Hilfe gern mit einer Spende unterstützen.

Hier geht es zum Nothilfe-Fonds.

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