
Buddha unterm Halbmond
Als der Süden Bangladeschs noch dicht bewaldet war, siedelten sich Volksgruppen aus Burma hier an und lebten mit dem Buddhismus fort. Zeugnis dafür sind die vielen kleinen Tempel inmitten grüner Reisfelder sowie das größte Buddha-Bildnis Bangladeschs in Misripara: Der angeblich 200 Jahre alte Götze thront in einer Halle, in der muntere Spatzen vom Gebälk zwitschern. Vor den monumentalen Füßen ein karger Blumengruß, Obst und Limonade in Gläsern als Opfergaben.

Das muslimische Bangladesch belässt den „Götzenanbetern“ ihre religiösen Nischen. Während der Halbmond als Symbol des Islams die Moscheen überall im Land ziert, finden sich vor allem entlang der Grenze zu Myanmar ganze Dörfer in buddhistischer Tradition. Zum Beispiel in Ramu, das als ein Zentrum der Theravada-Schule in Bangladesch gilt und früher unter dem Namen Rakhaing Hauptstadt des untergegangenen Königreichs von Arakhan war.

Zur märchenhaften Geschichte des Ortes passt das Bild seiner strahlenden Mönche in orangefarbenen Roben. Gern zeigen sie die glänzenden Buddha-Statuen auf prächtig geschmückten Altären und laden in die Klosterschule ein. An den Toren sind mit burmesischen Schriftzeichen die Namen der Heiligtümer ins Holz geschnitten. Ein herrlicher Bau ist etwa der ganz und gar aus Mahagoni gefertigte U Chitsan Rakhina-Tempel, der es als edler Andachtsort bis auf die Titelblätter bangladeschischer Reisekataloge geschafft hat.

Unter altem Baumbestand in einem paradiesischen Garten nebenan toben die Novizen mit frisch geschorenen Köpfen entlang der bunt bemalten Tempelmauern. Mit Murmeln und Kreiseln vertreiben sie sich die freie Zeit im goldenen Nachmittagslicht. Zwischen Palmen und scharrenden Hühnern verbrüdern sich die jungen Buddhisten mit den muslimischen Nachbarsjungen.