Dhaka ist kein Kinderspiel

Foto: Marc Tornow

In der Hauptstadt Bangladeschs tummeln sich fast 10 Millionen Menschen. Mittendrin suchen Hunderttausende Kinder ihr Auskommen.

Im ersten Morgenlicht machen die Fähren aus allen Landesteilen an der „Sadar Ghat“ fest. Am Fährterminal von Dhaka, direkt in der Altstadt gelegen, können parallel Dutzende Schiffe anlanden – mit vielen Tausend Passagieren an Bord! Den ganzen Tag ergießt sich eine Flut von Menschen auf die stählernen Pontons, das Gedränge ist unbeschreiblich. Vor allem am Morgen schlägt die Stunde der Pier-Kinder, die zum Beispiel liegengebliebenes Leergut der Fahrgäste einsammeln.

Verkäufer in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka.
Läden in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka Marc Tornow
Kinder im Stadtteil Bawniabad von Dhaka.
Kinder im Stadtteil Bawniabad Marc Tornow

Mit bunten Luftballons oder Zuckerwatte im Angebot starten Mädchen und Jungen anderenorts in den Tag. Der ständige Stau auf den Straßen ist ihr hilfreicher Begleiter. Denn wer im Auto lange im Verkehr aufgehalten wird, kauft irgendwann den fliegenden Händlern gern etwas ab. Mit den Einnahmen finanzieren sich die Kinder ihren Lebensunterhalt und tragen zum Einkommen ihrer Familien bei.

Jedes Jahr wandern Tausende Bangladeschis aus der Provinz in den Großraum Dhaka ab – auf der Suche nach Jobs. Einige Familien schickten auch ihre Kinder allein in die Hauptstadt, um etwas zu verdienen. Die Landflucht erhöht den Druck auf dem Arbeitsmarkt und füllt den dicht besiedelten Lebensraum weiter: Bis zu 500.000 Menschen leben in der Megametropole teilweise auf einem einzigen Quadratkilometer!

Kinder sitzen auf dem Fußboden eines Drop in Centre
Das „Drop in Centre“ in Dhaka bietet Kindern Schutz Marc Tornow
Jugendliche arbeiten an Elektrogeräten.
Jährlich gibt es berufsbildende Trainings für Jugendliche Marc Tornow

Die Kleinen leben häufig mit der Gefahr, Opfer von Gewalt, Menschenhandel oder Missbrauch zu werden. Und wer nie eine Schule besuchte, weil schon früh berufstätig, kann später auch nicht mit einer ordentlich bezahlten Arbeit rechnen. Gegen diesen Kreislauf der Armut helfen Bildungsangeboten, die zum Beispiel an sozialen Brennpunkten Dhakas angeboten werden.

Hier werden Ausbildungsgänge in einem von fünf verschiedenen Berufen angeboten. So gibt es Klassen für Elektrotechnik, Elektroinstallation, Klempnerei, KFZ-Mechanik und Industrieschneiderei – mit Abschlusszertifikat und Jobvermittlung. Wenige Fahrminuten weiter, am „Krishi Market“, einem belebten Einkaufsviertel, gibt es eines von vielen „Drop-in-Centern“. Wenn sich der Tag über Dhaka neigt, können sich dort die Straßenkinder unter der Obhut von Erzieherinnen zur Nachtruhe betten. Bis der nächste geschäftige Morgen dämmert.

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