„Mit meiner eigenen Stiftung erfülle ich mir einen Traum“

Foto: Plan International / 606 Digital

Christine Groß ist seit mehr als 30 Jahren Plan-Patin und hatte schon früh die Idee, eine eigene Stiftung zu gründen. Mit ihrer Stiftung CHARESma erfüllt sie sich einen Lebenstraum und setzt gleichzeitig ihrer Familie ein Denkmal. Hier berichtet sie, was sie motiviert.

1. Was war der Auslöser für Ihr Engagement?

Das liegt schon lange zurück. Ich bin jetzt seit über 30 Jahren Plan-Patin. Dazu kam es ganz zufällig. Ich hatte gerade meine erste Stelle als Religions- und Lateinlehrerin angetreten und eines Tages lag in meinem Fach ein Heft von Plan International mit einem Zettel: „Wäre das nicht etwas für dich?“. Mein Religionskollege hatte an mich gedacht. Und er hatte recht: Es war etwas für mich. Es hat mich sofort begeistert, Patin zu werden. Gemeinsam mit den Kindern meiner Klasse übernahm ich eine Patenschaft für ein Mädchen in Tansania. Als ich dann ein paar Jahre später die Schule wechselte, führte ich die Patenschaft privat weiter und übernahm über die Jahre noch weitere Patenschaften – immer für Mädchen.

In der Plan Post las ich dann irgendwann, dass man auch eine Stiftung gründen kann. Besonders der Gedanke, dass mein Engagement über den Tod hinaus bestehen bleibt, hat mich überzeugt. Denn eigentlich möchte ich immer Patin sein. Eine eigene Stiftung macht das möglich. Doch als ich 2008 davon las, war es noch etwas zu früh für mich. Auch in den folgenden Jahren kam nie der richtige Zeitpunkt. Ich war lange in Pflegezeit und musste einige Schicksalsschläge verkraften.
Doch letztes Jahr war es dann so weit. Meine private Situation hatte sich verändert, es war alles geregelt und ich sagte mir: Jetzt komme ich! Jetzt mache ich meine Träume wahr! Zu meinem Geburtstag stieß ich die Gründung meiner Stiftung CHARESma an – und machte mir selbst damit das schönste Geschenk.

Stifterin Christine Groß als junge Frau mit ihren Eltern während einer Schifffahrt
Christine Groß (links) als junge Frau mit ihren Eltern, die sie im Namen ihrer Treuhandstiftung verewigt hat privat
Ein äthiopisches Mädchen hält lachend einen Schulrucksack mit Plan-Logo in die Kamera
Der Zugang zu Bildung bedeutet für viele Mädchen bessere Zukunftsperspektiven, so auch für Tume aus Äthiopien Izla Bethdavid
Fünf Mädchen oder junge Frauen aus den Salomonen stehen selbstbewusst und lachend vor einem blauen Schulgebäude; einige tragen Schuluniformen, andere Freizeitkleidung.
Im Fokus ihres Engagements steht für Christine Groß die Förderung von Mädchen, wie hier auf den Salomonen Plan International

2. Was liegt Ihnen bei Ihrem Engagement besonders am Herzen?

Die Stiftung ist für mich eine Herzensangelegenheit, was sich auch in ihrem Namen widerspiegelt. Er setzt sich aus Buchstaben der Namen meiner Familienangehörigen zusammen, die leider alle bereits verstorben sind. CH steht dabei für mich, das A und das R sind meine Eltern und ES die Initialen meiner Großmutter. Bei CHARES kam mir sofort das griechische Wort „Charisma“ in den Sinn, was übersetzt „Gnadengabe“ bedeutet. So entstand der Name Stiftung CHARESma, in dem wir alle vier verewigt sind. Mit meiner Stiftung möchte ich zukünftig vor allem Mädchen in Asien, Lateinamerika und Afrika fördern.

3. Warum sind Sie gern Teil unserer Stiftungsfamilie?

An Plan International hat mich zunächst das Patenschaftsmodell überzeugt. Über die Jahre habe ich dann die Arbeit von Plan und der Stiftung intensiv verfolgt, habe die Menschen dahinter kennengelernt und in den Heften gelesen, wie sich andere engagieren und wie die Arbeit wirkt. Auch sehe ich das Professionelle. Im Hintergrund der Stiftung Hilfe mit Plan stehen zum Beispiel das Haus des Stiftens, die sich um die Verwaltung kümmern, und das Stiftungszentrum.law, die bei rechtlichen Fragen unterstützen. Das hat mich alles überzeugt. Und eine andere Organisation als Plan kam für mich nicht infrage, denn mit Plan bin ich quasi groß geworden.

„Die Stiftung ist für mich eine Herzensangelegenheit.“

Christine Groß, Plan-Patin und Stifterin

4. Was war bisher Ihr größtes Highlight?

Ein Highlight wird dieses Jahr kommen, wenn ich das erste Mal Gelder aus meiner Stiftung in die Projekte verteilen kann. Zwei Projekte in Äthiopien und auf den Salomonen habe ich schon ausgesucht und vielleicht kommt noch ein drittes dazu. Daneben ist auch mein Logo ein Highlight für mich, denn auch darin steckt eine besondere Bedeutung. Es gab in meinem Leben zwei Begebenheiten, in denen mir das Herz mit Flügeln begegnet ist. Einmal in einem kleinen Laden, in dem Schmuck verkauft wurde. Hier hingen einige Schmuckstücke an Fäden von der Decke und ein kleiner Schlüsselanhänger löste sich und fiel vor mir auf den Tisch: ein kleines silbernes Herz mit Flügeln, das mit sofort sehr gefiel.

Einige Wochen später überreichten mir die Kinder aus meiner Klasse ein Bild, auf das sie geschrieben hatten: „Frau Groß, Sie sind die beste Lehrerin des Universums und wir haben sie alle lieb.“ Darüber prangte ein großes Herz mit Flügeln. Ich war sehr gerührt und fragte, wie sie auf dieses Symbol gekommen sind und sie sagten: „Einfach so. Sie sind unser Herzengel.“ Das ist das Schönste, was ich aus meiner Schulzeit noch habe. Das Bild hängt seitdem an der Wand meines Arbeitszimmers und auch der Schlüsselanhänger ist ein treuer Begleiter. Deshalb habe ich das Motiv nun auch als Logo für meine Stiftung gewählt, denn es hat mir in schweren Zeiten Kraft gegeben.

Logo der Stiftung CHARESma mit rotem Herz in der Mitte mit Engelsflügeln auf türkisem Hintergrund.
Das Logo ihrer Stiftung gestaltete Christine Groß selbst Christine Groß

„Ich wünsche mir, dass alle Kinder dieser Welt ein glückliches, zufriedenes Leben führen können.“

Christine Groß, Plan-Patin und Stifterin

5. Was raten Sie anderen, die sich engagieren möchten?

Wenn man einen Traum hat, dann sollte man diesen nicht aus dem Blick verlieren. Selbst wenn schlimme Zeiten kommen und man sie nicht sofort in die Tat umsetzen kann. Denn: „Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glauben“, sagte bereits Eleanor Roosevelt. Wenn dann der richtige Zeitpunkt kommt, merkt man das. Ich bin froh, dass ich meinen Traum nicht erst im Alter von 80 verwirklicht habe. Für mich ist die Stiftung mein Lebenstraum. Indem ich ihn jetzt habe Wirklichkeit werden lassen, kann ich noch miterleben, wie mit meiner Stiftung etwas wächst und Wirkung für Kinder weltweit entfaltet.

6. Was ist Ihr größter Traum für die Kinder der Welt?

Ich wünsche mir, dass alle Kinder dieser Welt − egal, wo sie leben, ob Mädchen oder Junge, ob arm oder reich – ein glückliches, zufriedenes Leben führen können. Dass es viele Menschen geben möge, die die Kinder, denen es nicht so gut geht und die vielleicht sogar in Kriegsgebieten leben, unterstützen – durch Spenden und Stiftungen. Jeder kann etwas für die Kinder dieser Welt tun, auch im Kleinen, mit wenig. Wichtig ist, dass es von Herzen kommt.

In dankbarer Erinnerung

Am 25. November 2025 ist Christine Groß nach schwerer Krankheit aus dem Leben geschieden. Ihre Stiftung, die sie auch als Erbin eingesetzt hat, wirkt jedoch fort und wird auch in Zukunft zahlreichen Kindern weltweit ein besseres Leben ermöglichen. Wir danken Christine Groß von Herzen und werden ihr Andenken in Ehren halten.
 

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