Zukunftschancen für Ghanas Jugend

Foto: Plan International

Für viele junge Menschen aus Ghanas ländlichen Gebieten sind Bildung und damit wirtschaftliche Unabhängigkeit schwer erreichbar. Doch es gibt Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Ein auskömmliches Leben führen und den eigenen Kindern das Schulgeld zahlen – für viele Eltern in ländlichen Gemeinden Ghanas bleiben dies Wunschdenken. Die Armut führt oft dazu, dass ihre Töchter und Söhne schon früh arbeiten müssen, um zum Lebensunterhalt der Familie und Deckung der Kosten beizutragen.

So wuchs auch Kwame auf. Der heute 17-Jährige stammt aus einer Viehzuchtgemeinde im Norden des Landes. Seine alleinerziehende Mutter konnte kaum das fällige Schulgeld bezahlen, ihr Sohn hatte schlechte Noten und so musste er die Schule vorzeitig abbrechen. Kwame begann stattdessen, die Kühe der Nachbarn zu hüten und so seine Mutter und sechs jüngeren Schwestern zu unterstützen.

Viele Menschen suchen in Ghanas Hauptstadt Accra ihr berufliches Glück
Viele Menschen suchen in Ghanas Hauptstadt Accra ihr berufliches Glück Jens Ressing/dpa

Die Hauptstadt lockt Arbeitssuchende

Schließlich beschloss Kwame nach Accra, die Hauptstadt Ghanas, zu ziehen – mit der Hoffnung, dort eine besser bezahlte Arbeit zu finden und seine Familie mehr unterstützen zu können. Der Junge fand einen Job als Lader auf einem LKW-Fuhrpark, wo er an guten Tagen aber umgerechnet nur 2,68 US-Dollar verdiente. Das reichte nicht einmal für sich selbst und erst recht nicht, um seiner Familie Geld zu schicken.
Nach dem Tod seiner Mutter 2020 kehrte Kwame in seine Gemeinde zurück, um seine Schwestern zu unterstützen. Sie hatten wie er selbst die Schule nicht besuchen können und hielten sich lediglich durch Aushilfs- und Gelegenheitsjobs über Wasser. Die Familie wusste nicht, wie sie ihr Überleben sichern sollte – bis Kwame von dem Programm „Women's Voice & Leadership“ von Plan International hörte.

„Während des Kurses erzählte uns eine Frau, wie sehr sie schon von diesem Training profitiert hat und wie viel mehr Geld sie dadurch verdienen konnte.“

Kwame (17), Plan-Projektteilnehmer aus Ghana

Trainings für besseren Verdienst

Das Projekt unterstützt örtliche Frauenorganisationen – mit dem Ziel, die Rolle der Frauen zu stärken. Im Fokus stehen auch Netzwerke, die sich für Frauenrechte einsetzen und die Gleichstellung der Geschlechter vorantreiben. „Ich habe mich gefragt, wie ich von einem Projekt für Frauen profitieren könnte“, sagt Kwame. „Ich wollte mich nicht in ihre Angelegenheiten einmischen.“ Doch die Projektleitung ermutigte den jungen Mann, an einer Schulung für Anbau und Ladwirtschaft teilzunehmen. Immerhin hatte Kwame die Verantwortung für sechs jüngere Schwestern.

Kwame wurde hellhörig: Hierbei ging es um Trainings und Hilfestellungen, um die landwirtschaftliche Produktion der Teilnehmenden zu steigern und ihre Kenntnisse beim Handel und Verkauf von Erträgen zu verbessern. „Als ich an der Schulung teilnahm, hatte ich kein bestimmtes Ziel vor Augen. Aber während des Kurses erzählte uns eine Frau, wie sehr sie schon von diesem Training profitiert hat und wie viel mehr Geld sie dadurch verdienen konnte.“

 

Kwame (17) verdient jetzt sein eigenes Geld
Kwame (17) verdient jetzt sein eigenes Geld Plan International

Gewinne für Leib und Leben

Inzwischen konnte Kwame sogar ein Stück Ackerland pachten, auf dem er jetzt Paprika und Süßkartoffeln anbaut. Mit einem Teil des erzielten Gewinns konnte er bereits zwei seiner Schwestern in der Grundschule anmelden und alle benötigten Schulsachen für sie kaufen. Aber sein großes Ziel ist es, dass bis zum Beginn des neuen Schuljahres alle sechs Schwestern eingeschult werden können: „Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich die Mädchen zur Schule gehen sehe.“ Auch ihre Gesundheit habe sich verbessert, weil nun Geld für gesündere Nahrungsmittel vorhanden sei.

Rund 200 Stück Seife produzieren die Frauen monatlich
Rund 200 Stück Seife produzieren die Frauen monatlich Plan International
Sakina (21) ist Gründerin und Leiterin einer Frauenkooperative zur Seifenherstellung
Sakina (21) ist Gründerin und Leiterin einer Frauenkooperative zur Seifenherstellung Plan International

Seifenproduktion sichert Einkommen

Ähnlich erging es Sakina, die wie Kwame im Distrikt Bongo lebt. Wie viele andere Frauen im Norden Ghanas profitierte auch die 21-Jährige von dem Plan-Programm, das Jugendbeschäftigung und -arbeit unterstützt. Die junge Frau war zuvor arbeitslos und völlig vom Einkommen ihres Mannes abhängig. Als Lehrer bringt dieser monatlich etwa 80 US-Dollar nach Hause. Nach Abzug aller Kosten blieb dem Paar täglich lediglich 1 US-Dollar. Das reichte fürs Leben nicht aus und war eine ständige Sorgenquelle für Sakina.

„Ich wusste, dass sich die Herstellung von Seife lohnen würde“

Sakina (21), Plan-Projektteilnehmerin aus Ghana

Im Radio hörte Sakina eines Tages einen Aufruf, der junge Frauen zum Mitmachen bei einem Qualifizierungsprojekt aufrief: „Ich meldete mich an – die beste Entscheidung meines Lebens!“ Sie nahm an einem Kurs zur Seifenherstellung teil. „Ich wusste, dass sich die Herstellung von Seife lohnen würde, denn sie ist billiger als die importierte und verkauft sich deshalb gut“, erzählt Sakina.

Sakina (21, 2. v. l.) mit Auszubildenden
Sakina (21, 2. v. l.) mit Auszubildenden Plan International

Vom Lehrstuhl zur Manufaktur

Nachdem Sakina erste Erfahrungen bei der Seifenproduktion gesammelt hatte, nahm sie mit Unterstützung ihres Mannes einen Kredit von 16 US-Dollar auf – und startete ihr eigenes Seifengeschäft. Ihre erste eigene Produktion ergab 20 Seifenstücke, die sie für je 0,26 US-Dollar verkaufte. Die Nachfrage stieg, ihre Produktion auch. Rund 200 Stück sind es pro Monat, was ihr einen Gewinn von 50 Dollar einbringt.

„Ich freue mich über meinen Erfolg, und auch mein Mann freut sich sehr für mich“, sagt Sakina. „Er ist mein wichtigster Unterstützer. Er geht auf den Markt, um die Zutaten für die Produktion für mich zu kaufen, wenn ich beschäftigt bin. Er verkauft auch an Leute, wenn ich nicht zuhause bin. Die Unterstützung und Anleitung, die ich von dem Plan-Projekt erhalten habe, haben das Leben meiner Familie grundlegend verändert.“

Sakina (21) ist heute eine erfolgreiche Unternehmerin
Sakina (21) ist heute eine erfolgreiche Unternehmerin Plan International

FGM/C stoppen

Auch im westafrikanischen Mali wird die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung landesweit praktiziert. Wir von Plan und unsere Partner kämpfen daher auch in verschiedenen Regionen Malis dafür, Mädchen vor FGM/C zu schützen und die Zahl der beschnittenen Mädchen und Frauen zu senken. Mit einer Spende für das Projekt „Weibliche Genitalverstümmelung abschaffen“ helfen sie uns dabei.

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