Vom Schulabbrecher zum Unternehmer
„Ab der sechsten Klasse habe ich mir meine schulische Ausbildung durch Gelegenheitsjobs in den Ferien und Schulpausen selbst finanziert“, erzählt Bada. Der heute 23-Jährige wuchs im ländlichen Norden Togos auf, unweit der Kleinstadt Bassar. Da seine Eltern keine Arbeit hatten, musste er früh lernen, selbst für sich und seinen Unterhalt aufzukommen. Bis zur zehnten Klasse war er ein hervorragender Schüler und bestand seine Abschlussprüfung mit Bravour. Weil er großes Interesse an Naturgesetzen und Umwelt hatte, schrieb er sich für den naturwissenschaftlichen Zweig ein.
Doch mit der Zeit wurde die Doppelbelastung aus Schule und Arbeit zu groß, zumal das wenige Geld, das er verdiente, nicht mehr ausreichte. Also brach er in der elften Klasse die Schule ab, um einen Beruf zu erlernen. „Mein älterer Bruder hatte aus dem gleichen Grund ebenfalls die Schule abgebrochen und eine Lehre als Maurer begonnen“, sagt Bada.
„Neben der Ausbildung musste ich am Wochenende Gelegenheitsjobs annehmen, um über die Runden zu kommen.“
Hohe Kosten, geringe Perspektiven
Um es seinem Bruder gleichzutun, zog auch er in die Stadt Bassar und begann eine Ausbildung zum Schneider. Das Leben dort war jedoch alles andere als einfach. Zunächst wohnte er bei seinem Bruder, aber das konnte nur eine temporäre Lösung sein. Als Bada sich dann eine eigene Wohnung gesucht hatte, musste er zusehen, wie er mit dem begrenzten Einkommen aus seiner Ausbildung irgendwie die Kosten für Miete, Essen und Nebenkosten decken konnte. „Ich fragte meinen Chef, ob ich am Wochenende frei haben könnte, um Gelegenheitsjobs anzunehmen.“ Doch selbst das brachte nicht die erhoffte Stabilität.
In Togo stehen viele junge Menschen wie Bada vor Herausforderungen bei der Suche nach Beschäftigung. Über 60 Prozent der Bevölkerung sind zwischen 15 und 35 Jahre alt, was eine entsprechend hohe Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt bedeutet. Doch die von der Landwirtschaft dominierte Wirtschaft bietet nur wenige formelle Beschäftigungsmöglichkeiten, also geregelte Arbeitsverhältnisse mit sozialer Absicherung. Hinzu kommt, dass nicht einmal ein Drittel der jungen Menschen in Togo einen Schulabschluss haben. Im städtischen Raum verschärft der Mangel an beruflichen Qualifikationen diese Situation und zwingt viele Jugendliche, sich mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten.
Eine neue Chance
„Bei einem dieser Gelegenheitsjobs erzählte mir ein Freund von einem Jugendverein, der über eine NGO unterstützt wurde“, erzählt Bada weiter. „Also nahm ich an einem Treffen teil und trat dem Verein schließlich bei. Im Jahr 2023 wurde ich dann dessen Sekretär.“ Der Jugendverein ist Teil eines Projekts von Plan International, das in Zusammenarbeit mit lokalen NGOs in mehreren westafrikanischen Staaten durchgeführt wird. Es richtet sich in erster Linie an junge Menschen und befähigt sie, sicher an Entscheidungsprozessen teilzunehmen und den sozialen sowie wirtschaftlichen Fortschritt ihrer Region voranzutreiben.
In den Schulungen und Workshops geht es um sexuelle und reproduktive Gesundheit, Arbeitsrecht, bürgerschaftliches Engagement, Gleichstellung der Geschlechter oder Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimakrisen. Die Teilnehmenden berichten unter anderem von besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt, Unternehmensgründungen und sichereren Führungsqualitäten.
„Ich nahm an verschiedenen Schulungen teil, unter anderem zu den Themen Klimawandel und Krisenmanagement“, berichtet Bada. „Dabei kam mir die Idee, Dinge, die als Abfall gelten, in nützliche Gegenstände zu verwandeln. Meine ersten Kreationen waren drei Handtaschen, eine Schmuckschatulle und vier Geldbörsen.“ Die Produkte aus gebrauchten Kartons, Stoffresten und recycelten Plastikflaschen kamen so gut an, dass sie im Nu ausverkauft waren und schon eine Welle an Vorbestellungen wartete.
Innovation, Umweltschutz und gesellschaftlicher Wandel
Badas Weg vom Schulabbrecher zum innovativen Unternehmer ist ein Beispiel für die weitreichende Wirkung eines einzigen Projekts. Über 80.000 junge Männer und Frauen in ländlichen und städtischen Gebieten haben ähnlich davon profitiert und setzen sich nun dafür ein, langfristige Veränderungen in ihrem Umfeld voranzutreiben.
Heute verschaffen Badas umweltfreundliche Kreationen ihm finanzielle Unabhängigkeit und fördern gleichzeitig den Umweltschutz. Stolz betont er: „Ich bin heute sehr glücklich, denn durch diese Tätigkeit kann ich nicht nur meine Miete bezahlen und meinen Lebensunterhalt bestreiten, sondern auch zum Schutz der Umwelt beitragen.“
Badas Geschichte wurde mit Material aus dem Plan-Büro in Togo erstellt.