Kinder- und Mädchenrechte ins Zentrum der Klimapolitik rücken

Foto: Quinn Neely

Am 10.11. startet die 30. Weltklimakonferenz COP30 der Vereinten Nationen. Mit ihr wächst die Erwartung, dass die internationale Gemeinschaft Klimaschutz, Gleichberechtigung und Generationengerechtigkeit endlich zusammenbringt.

Ungerechtigkeit ist ein fester Bestandteil der Klimakrise. Besonders jene Länder, die am wenigsten zu den globalen Emissionen beitragen, leiden am stärksten unter ihren Folgen – also insbesondere die Bevölkerung im sogenannten Globalen Süden und vor allem Kinder, Mädchen und junge Frauen.

Rund 88 Prozent der klimabedingten Gesundheitsrisiken betreffen Kinder unter fünf Jahren. Hitze, Überschwemmungen, Luftverschmutzung und andere Umweltbelastungen können insbesondere für Säuglinge, Kleinkinder und Schwangere lebenslange Folgen für Gesundheit, Bildung und Entwicklung haben. Schon heute sind weltweit über eine Milliarde Kinder unmittelbar von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Prognosen zufolge könnten bis 2050 zusätzlich 158 Millionen Frauen und Mädchen in Armut gedrängt und 232 Millionen von Ernährungsunsicherheit betroffen sein.

 

Eine junge Filipina schaut ernst in die Kamera
Angelie (17) aus den Philippinen möchte, dass Jugendliche auch bei Fragen zum Klimaschutz Mitsprache bekommen Plan International

Weltweit sind eine Milliarde Kinder unmittelbar von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen.

Chrissy steht in ihrem trockenen Maisfeld
Im südostafrikanischen Malawi hat Dürre das Maisfeld einer Bäuerin zerstört Plan International

Trotz dieser alarmierenden Prognosen werden Kinder und Jugendliche, vor allem Mädchen, bei der internationalen Klimapolitik weiterhin kaum berücksichtigt. Nur 2,4 Prozent der weltweiten Klimafinanzierung sind auf Mädchen und Jungen ausgerichtet, und weniger als vier Prozent dieser Mittel beziehen Mädchen aktiv mit ein. Bei Projekten zur Anpassung an den Klimawandel ist Geschlechtergerechtigkeit bei lediglich 3,4 Prozent der Mittel als ein Ziel verankert.

Die Beteiligung der Jugend kann Positives bewirken

Dem treten Klimabewegungen überall auf der Welt entgegen: Junge Menschen engagieren sich für Klimagerechtigkeit, entwickeln Forderungen an Regierungen und setzen politische Prozesse in Bewegung. Besonders Mädchen und junge Frauen übernehmen Führungsrollen, organisieren Kampagnen, gründen Initiativen – und machen dadurch auf die ungleichen Auswirkungen der Klimakrise aufmerksam.

Eine Luftaufnahe von einer tropischen Küste mit Palmen und blauem Wasser in der Südsee
Der steigende Meeresspiegel bedroht das Leben in der Südsee, etwa auf den Salomon-Inseln Plan International
Ein Mädchen steht vor einer schlammigen Straße, die durch Überschwemmungen unbefahrbar geworden ist
Ein Mädchen in der ecuadorianischen Region Manabí sieht sich 2024 die Zerstörungen nach einer Überschwemmung an Carlos Aguirre

Ihr Engagement zeigt, dass sie nicht nur von der Krise betroffen sind, sondern aktiv an Lösungen arbeiten und damit eine zentrale Stimme im globalen Klimadiskurs darstellen sollten. So hat eine in den pazifischen Inselstaaten gegründete Jugendorganisation, die sich für Klimagerechtigkeit und die Anerkennung von Klimawandel als Menschenrechtsfrage einsetzt, beispielsweise erreicht, dass der Internationale Gerichtshof im Juli ein Gutachten veröffentlichte, das Staaten völkerrechtlich dazu verpflichtet, die Klimakrise wirksam zu bekämpfen. Für ihr Engagement wurde die Gruppe mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen müssen beim Klimaschutz berücksichtigt werden

Die COP30, die sogenannte Conference of the Parties, die in diesem Jahr im brasilianischen Belém stattfindet, steht vor zentralen Herausforderungen. In unmittelbarer Nähe zum bedrohten Amazonas-Regenwald wird die Frage dringlicher, wie die Lücke zwischen den enttäuschenden Ergebnissen der COP29 und dem realen Finanzbedarf des Globalen Südens gelöst werden können. Außerdem geht es um die Frage, wie nationale Klimaschutzpläne und gemeinsame Anstrengungen die globale Erwärmung stärker begrenzen können.

Dazu muss sichergestellt werden, dass Finanzierung, politische Maßnahmen und Umsetzungswege die Rechte der am stärksten betroffenen Menschen wahren – insbesondere die der Mädchen und jungen Frauen, die oft vom Klimawandel besonders betroffen sind, etwa in der Sahelzone.

Gerade in einer Zeit, in der andere Krisen die Klimapolitik zu überlagern drohen, stehen Deutschland und die Europäische Union in der Verantwortung, die COP als zentrales Forum für den internationalen Klimadialog zu nutzen, sich für einen ambitionierteren und gerechteren Klimaschutz einzusetzen und Lösungen für diese Fragen zu finden.

Plan International und weitere Nichtregierungsorganisationen haben ein Positionspapier zur COP30 unterzeichnet, das weitreichende Forderungen an die Weltgemeinschaft stellt. Ein wesentlicher Punkt dabei: Die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen müssen anerkannt werden und die Rechte heutiger und kommender Generationen die Grundlage klimapolitischen Entscheidungen bilden. Denn Investitionen in die Kinder- und Mädchenrechte sind nicht nur gerecht, sondern entscheidend für wirksamen Klimaschutz. Nur wenn sie systematisch beteiligt werden, können Resilienz gestärkt, Gleichberechtigung gefördert und nachhaltige Lösungen geschaffen werden.

Forderungen zur COP30

Plan International und weitere Organisationen fordern anlässlich der 30. Weltklimakonferenz:

• Kinder und Jugendliche müssen als Rechteinhaber:innen anerkannt werden. Ihre Perspektiven sollen systematisch in nationale und internationale Klimabeiträge einfließen – mit echten Beteiligungsmöglichkeiten.
• Klimafinanzierung muss kindgerecht gestaltet werden. Mittel sollen fair, planbar und auf Zuschussbasis bereitgestellt werden, insbesondere für lokale Organisationen, die von Mädchen und Jugendlichen geführt werden.
• Geschlechtergerechtigkeit muss gestärkt werden. Der sogenannte „Gender Action Plan“ (GAP) sollte verbindlich umgesetzt und Mädchen als eigenständige Akteurinnen anerkannt werden.
• Verluste und Schäden müssen kompensiert werden. Dementsprechende Fonds sollen zum Beispiel psychosoziale Hilfe, Bildung und Schutzmaßnahmen für Kinder priorisieren.
• Bei Klimamigration, wie etwa in der Südsee, müssen Kinderrechte gesichert werden. Umsiedlungs- und Schutzmechanismen sollen kindgerecht gestaltet und gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen umgesetzt werden.

Eine Frau läuft durch ein Trümmerfeld aus Brettern und umgeknickten Bäumen
Zerstörte Infrastruktur auf den Philippinen nach dem Durchzug von Super-Taifun Haiyan 2013 Pieter ten Hoopen
Logo der COP30 in Brasilien

Plan International und die Bedeutung der COP

Als größte internationale Nichtregierungsorganisation für Mädchenrechte wird Plan International in Belém und digital die Verhandlungen der Vertragsstaaten begleiten und sicherstellen, dass die Stimmen von Mädchen, Jugendlichen und lokalen Gemeinschaften bei zentralen Entscheidungen zu Klimafinanzierung, Anpassung und Bildung einfließen.

Der Klimawandel stellt die größte Herausforderung der Menschheit dar. Derzeit steuert die Weltgemeinschaft auf eine Erderwärmung von deutlich über 2°C zu, in einigen Szenarien sogar über 3°C – mit gefährlichen Folgen für Menschen und Ökosysteme. Jedes weitere Zehntelgrad erhöht das Risiko irreversibler Kipppunkte wie das Abschmelzen von Eisschilden oder das Absterben von Regenwäldern.

Die COP bietet den internationalen Rahmen, um diese Krise gemeinsam anzugehen. Sie bringt Fachleute aus den UN-Mitgliedsstaaten und der Zivilgesellschaft zusammen, um verbindliche Klimaziele zu vereinbaren, nationale Maßnahmen abzustimmen und Fortschritte transparent zu machen. Trotz langwieriger Verhandlungsprozesse und einer begrenzten Beteiligung von betroffenen Personen bleibt sie ein zentrales Forum für den globalen Klimadialog sowie wirksame Klimapolitik.

Justus Schneider, Referent für Klimagerechtigkeit bei Plan International Deutschland, begleitet die Aktivitäten der Kinderrechtsorganisation inhaltlich und hat diesen Beitrag für die Plan Post aufgeschrieben.

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