Kinder- und Mädchenrechte ins Zentrum der Klimapolitik rücken
Ungerechtigkeit ist ein fester Bestandteil der Klimakrise. Besonders jene Länder, die am wenigsten zu den globalen Emissionen beitragen, leiden am stärksten unter ihren Folgen – also insbesondere die Bevölkerung im sogenannten Globalen Süden und vor allem Kinder, Mädchen und junge Frauen.
Rund 88 Prozent der klimabedingten Gesundheitsrisiken betreffen Kinder unter fünf Jahren. Hitze, Überschwemmungen, Luftverschmutzung und andere Umweltbelastungen können insbesondere für Säuglinge, Kleinkinder und Schwangere lebenslange Folgen für Gesundheit, Bildung und Entwicklung haben. Schon heute sind weltweit über eine Milliarde Kinder unmittelbar von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Prognosen zufolge könnten bis 2050 zusätzlich 158 Millionen Frauen und Mädchen in Armut gedrängt und 232 Millionen von Ernährungsunsicherheit betroffen sein.
Weltweit sind eine Milliarde Kinder unmittelbar von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen.
Trotz dieser alarmierenden Prognosen werden Kinder und Jugendliche, vor allem Mädchen, bei der internationalen Klimapolitik weiterhin kaum berücksichtigt. Nur 2,4 Prozent der weltweiten Klimafinanzierung sind auf Mädchen und Jungen ausgerichtet, und weniger als vier Prozent dieser Mittel beziehen Mädchen aktiv mit ein. Bei Projekten zur Anpassung an den Klimawandel ist Geschlechtergerechtigkeit bei lediglich 3,4 Prozent der Mittel als ein Ziel verankert.
Die Beteiligung der Jugend kann Positives bewirken
Dem treten Klimabewegungen überall auf der Welt entgegen: Junge Menschen engagieren sich für Klimagerechtigkeit, entwickeln Forderungen an Regierungen und setzen politische Prozesse in Bewegung. Besonders Mädchen und junge Frauen übernehmen Führungsrollen, organisieren Kampagnen, gründen Initiativen – und machen dadurch auf die ungleichen Auswirkungen der Klimakrise aufmerksam.
Ihr Engagement zeigt, dass sie nicht nur von der Krise betroffen sind, sondern aktiv an Lösungen arbeiten und damit eine zentrale Stimme im globalen Klimadiskurs darstellen sollten. So hat eine in den pazifischen Inselstaaten gegründete Jugendorganisation, die sich für Klimagerechtigkeit und die Anerkennung von Klimawandel als Menschenrechtsfrage einsetzt, beispielsweise erreicht, dass der Internationale Gerichtshof im Juli ein Gutachten veröffentlichte, das Staaten völkerrechtlich dazu verpflichtet, die Klimakrise wirksam zu bekämpfen. Für ihr Engagement wurde die Gruppe mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
Die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen müssen beim Klimaschutz berücksichtigt werden
Die COP30, die sogenannte Conference of the Parties, die in diesem Jahr im brasilianischen Belém stattfindet, steht vor zentralen Herausforderungen. In unmittelbarer Nähe zum bedrohten Amazonas-Regenwald wird die Frage dringlicher, wie die Lücke zwischen den enttäuschenden Ergebnissen der COP29 und dem realen Finanzbedarf des Globalen Südens gelöst werden können. Außerdem geht es um die Frage, wie nationale Klimaschutzpläne und gemeinsame Anstrengungen die globale Erwärmung stärker begrenzen können.
Dazu muss sichergestellt werden, dass Finanzierung, politische Maßnahmen und Umsetzungswege die Rechte der am stärksten betroffenen Menschen wahren – insbesondere die der Mädchen und jungen Frauen, die oft vom Klimawandel besonders betroffen sind, etwa in der Sahelzone.
Gerade in einer Zeit, in der andere Krisen die Klimapolitik zu überlagern drohen, stehen Deutschland und die Europäische Union in der Verantwortung, die COP als zentrales Forum für den internationalen Klimadialog zu nutzen, sich für einen ambitionierteren und gerechteren Klimaschutz einzusetzen und Lösungen für diese Fragen zu finden.
Plan International und weitere Nichtregierungsorganisationen haben ein Positionspapier zur COP30 unterzeichnet, das weitreichende Forderungen an die Weltgemeinschaft stellt. Ein wesentlicher Punkt dabei: Die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen müssen anerkannt werden und die Rechte heutiger und kommender Generationen die Grundlage klimapolitischen Entscheidungen bilden. Denn Investitionen in die Kinder- und Mädchenrechte sind nicht nur gerecht, sondern entscheidend für wirksamen Klimaschutz. Nur wenn sie systematisch beteiligt werden, können Resilienz gestärkt, Gleichberechtigung gefördert und nachhaltige Lösungen geschaffen werden.
Plan International und die Bedeutung der COP
Als größte internationale Nichtregierungsorganisation für Mädchenrechte wird Plan International in Belém und digital die Verhandlungen der Vertragsstaaten begleiten und sicherstellen, dass die Stimmen von Mädchen, Jugendlichen und lokalen Gemeinschaften bei zentralen Entscheidungen zu Klimafinanzierung, Anpassung und Bildung einfließen.
Der Klimawandel stellt die größte Herausforderung der Menschheit dar. Derzeit steuert die Weltgemeinschaft auf eine Erderwärmung von deutlich über 2°C zu, in einigen Szenarien sogar über 3°C – mit gefährlichen Folgen für Menschen und Ökosysteme. Jedes weitere Zehntelgrad erhöht das Risiko irreversibler Kipppunkte wie das Abschmelzen von Eisschilden oder das Absterben von Regenwäldern.
Die COP bietet den internationalen Rahmen, um diese Krise gemeinsam anzugehen. Sie bringt Fachleute aus den UN-Mitgliedsstaaten und der Zivilgesellschaft zusammen, um verbindliche Klimaziele zu vereinbaren, nationale Maßnahmen abzustimmen und Fortschritte transparent zu machen. Trotz langwieriger Verhandlungsprozesse und einer begrenzten Beteiligung von betroffenen Personen bleibt sie ein zentrales Forum für den globalen Klimadialog sowie wirksame Klimapolitik.
Justus Schneider, Referent für Klimagerechtigkeit bei Plan International Deutschland, begleitet die Aktivitäten der Kinderrechtsorganisation inhaltlich und hat diesen Beitrag für die Plan Post aufgeschrieben.