Kunst für Klimagerechtigkeit

Von Sarah Koch Foto: Santosh313

In Nepal haben sich 20 junge Aktivist:innen zusammengetan, um mit ihren Kunstwerken zu mehr Klimaschutz zu animieren. Beleuchtet wird dabei vor allem der Zusammenhang zwischen Klima und Geschlechtergerechtigkeit.

07.02.2024

Die Auswirkungen des Klimawandels treffen nicht alle Menschen gleichermaßen. Diskriminierende soziale und geschlechtsspezifische Normen verschärfen die Herausforderungen, mit denen auch und gerade Mädchen sowie Frauen konfrontiert sind. Sie haben die wenigsten Ressourcen, um die Klimakrise zu bewältigen und sich zu schützen. Dies bremst die Gleichberechtigung der Geschlechter; eine Zunahme von Kinder-, Früh- und Zwangsverheiratung sowie geschlechtsspezifischer Gewalt und unbezahlter Haus- und Pflegearbeit sind die Folgen.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, muss den Stimmen der am stärksten betroffenen Menschen Gehör verschafft werden. Vor diesem Hintergrund brachte Plan International in Nepal 20 junge Menschen zusammen, um an einem „Art is Power“-Workshop (auf Deutsch: Kunst ist Macht) teilzunehmen. Dort wurden sie ermutigt, ihre künstlerischen Fähigkeiten zu nutzen, um ihre Gedanken und Gefühle über die Zusammenhänge zwischen Geschlechterungleichheit und Klimawandel auszudrücken.

Über das Projekt

„Art ist Power“ ist eine Initiative von Plan International, die junge Menschen dabei unterstützt, sich durch Kunst auszudrücken. Das 2019 gestartete Projekt bietet jungen Menschen eine Plattform, um mit ihrer Kunst mit den Entscheidungsträger:innen in Kontakt zu treten und sich für Veränderungen bei den sie betreffenden Themen einzusetzen.

Eine junge Frau hält eine bunt bemalte Leinwand in den Händen — Krispi präsentiert ihr Kunstwerk Raj Shrestha

Acht junge Frauen stehen im Kreis und halten bunt bemalte Leinwände in die Kamera — Junge Aktivist:innen beleuchten die geschlechtsspezifischen Folgen der Klimakrise Raj Shrestha

Mädchen leiden stärker unter den Folgen des Klimawandels

Die 21-jährige Krispi malte eine Frau, die von einer Welt träumt, in der die Flüsse voller Fische sind, mit üppigen grünen Wäldern und Feldern, auf denen Getreide wächst. „Farben geben mir die Möglichkeit, meine Gedanken in Kunst auszudrücken“, erklärt sie.

In der Klimakrise sind Mädchen und Frauen unverhältnismäßig stark betroffen, da sie häufiger für die Beschaffung von Lebensmitteln, Wasser und Brennstoff verantwortlich sind – Ressourcen, die jetzt schon immer knapper werden. Dies übt zusätzlichen Druck auf die Mädchen aus, die oft Unterricht versäumen müssen, um ihren Müttern bei der Bewältigung der erhöhten Belastung zu helfen.

Eine junge Frau hält eine bemalte Leinwand in der Hand — Swastika präsentiert ihr Bild Raj Shrestha

Jugendliche stehen um einen langen Tisch und bemalen Leinwände auf Staffeleien. — Die Jugendlichen erhalten im Kunstworkshop die Gelegenheit, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken Raj Shrestha

„Mädchen sind die ersten, die die Schule abbrechen, schwanger werden oder früh heiraten müssen, wenn ihre Familien und Gemeinschaften von Krisen betroffen sind“, berichtet Swastika, 20, die ihr künstlerisches Talent nutzte, um eine Welt zu zeigen, die unter den Auswirkungen der Verbrennung fossiler Brennstoffe leidet. Sie fordert: „Mädchen, Frauen und Jugendliche müssen ein größeres Mitspracherecht in der Klimapolitik erhalten, damit sie die Welt um sie herum mitgestalten können.“

Klimapolitik muss junge Menschen mit einbeziehen

Diese eindrucksvolle Darstellung unterstreicht die dringende Notwendigkeit einer inklusiven Klimapolitik, die die aktive Beteiligung von Mädchen, Frauen und jungen Menschen an der Gestaltung einer widerstandsfähigen und gerechten Zukunft für alle gewährleistet. Durch die Schaffung von Räumen, in denen junge Menschen, insbesondere Mädchen, ihre Stimme durch das Medium der Kunst erheben können, schärft die Bewegung "Kunst ist Macht" das Bewusstsein und fördert den Dialog über einige dieser kritischen Themen.

„Mädchen, Frauen und Jugendliche müssen ein größeres Mitspracherecht in der Klimapolitik erhalten, damit sie die Welt um sie herum mitgestalten können.“

Swastika (20), Aktivistin aus Nepal

Eine künstlerische Darstellung einer Welt, die überflutet ist. — "Ich wollte die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels in der Welt aufzeigen. Wir verursachen so viel Umweltverschmutzung, dass es zu häufigen Überschwemmungen und langen Dürreperioden kommt. Auch die Fruchtbarkeit unserer Böden nimmt ab." - Manisha © Santosh313

Drei junge Frauen halten bemalte Leinwände in den Händen — Rahimat, Kripa und Manisha präsentieren ihre Kunstwerke © Raj Shrestha

Eine junge Frau mit einer orangefarbenen Schürze bemalt eine Leinwand auf einer Staffelei — Kripa nimmt am Art is Power Workshop teil © Raj Shrestha

Ein Bild, das künstlerisch die Erderwärmung darstellt — "Unsere Erde schmilzt, und die Kinder haben mit den Folgen zu kämpfen. Lasst uns unser Bestes tun, um die globale Erwärmung aufzuhalten. Pflanzt Bäume und haltet die Gewässer sauber."- Kripa © Santosh313

Eine junge Frau malt auf eine Leinwand — Rahimat nimmt am Art is Power Workshop teil © Raj Shrestha

Künstlerische Darstellung einer grünen Welt kontrastiert mit einer orangen, trockenen Welt — "Die erste Hälfte des Bildes zeigt ein Mädchen, das zur Schule geht und eine gute Ausbildung in einer guten, grünen Umgebung erhält. Die zweite Hälfte zeigt dasselbe Mädchen, das weint, weil sich seine Gesundheit verschlechtert und es keinen Zugang zu Bildung in einer trockenen Welt hat. Wir müssen jetzt handeln, damit der Traum des Mädchens weiterlebt." - Rahimat © Santosh313

Zwei junge Menschen halten bemalte Leinwände in den Händen — Pooja und Zion präsentieren ihre Bilder © Raj Shrestha

Eine Leinwand, auf der der Ozean zu sehen ist, Fische und eine Sanduhr mit der Pride-Flagge im Hintergrund — "Ich wollte zeigen, dass nicht nur Männer oder Frauen vom Klimawandel betroffen sind, sondern dass auch die LGBTQIA+ Community sehr negativ davon betroffen ist. Die verschiedenen Wassertiere, halb Fisch, halb Müll, zeigen, dass verschiedene Geschlechter von Verschmutzung, Katastrophen und dem Klimawandel betroffen sind." - Zion © Santosh313

Eine künstlerische Darstellung der Erde mit Industrie an der Oberfläche — "Das Gemälde beginnt in der Mitte, dem Erdkern, und zeigt dann Landschaften in Nepal. Wir können sehen, dass der Klimawandel verschiedene geografische Regionen im ganzen Land betrifft." - Pooja © Santosh313

Eine junge Frau zeichnet Umrisse auf eine Leinwand — Bandana nimmt am Art is Power Workshop teil © Raj Shrestha

Eine junge Frau hält eine bunt bemalte Leinwand — Bandana präsentiert ihr Kunstwerk © Raj Shrestha

Eine künstlerische Darstellung des Klimawandels — "Die globale Erwärmung verursacht Naturkatastrophen, die dann den Wohlstand der Menschen zerstören. Sie wirkt sich auch negativ auf die Bildung der Kinder aus. Das ist es, was mein Bild zu illustrieren versucht."- Bandana © Santosh313

Vier junge Frauen halten ihre bunt bemalten Hände in die Kamera — Junge Aktivist:innen nehmen am Art is Power Workshop teil © Raj Shrestha

Das Bild ist eine künstlerische Darstellung einer Frau. — "Ich wollte mich auf die Madhesi-Frauen auf dem Land konzentrieren, die unter den fehlenden oder geringen Niederschlägen leiden. Die Frau versucht, mit einer Handpumpe Wasser zu holen, aber ohne Erfolg. Selbst das Grundwasser ist arsenhaltig und schädigt ihre Gesundheit. Verzweifelt über die derzeitige Situation, erinnert sie sich an die Zeit, als es um sie herum noch reichlich Wasser und Grün gab." - Krispi © Santosh313

Eine junge Frau hält eine bemalte Leinwand in den Händen — Livana präsentiert ihr Kunstwerk © Raj Shrestha

Eine künstlerische Darstellung einer Frau mit einem Regenbogen als Haaren. — "Die Erde ist sehr verschmutzt. Der Mensch hat einen großen Anteil an der Zerstörung unseres Planeten. Deshalb sollten wir unser Bestes geben, um Mutter Erde zu schützen." - Livana © Santosh313

Junge Menschen stehen für ein Gruppenbild zusammen. Jede:r von ihnen hält eine Urkunde in der Hand — Die Teilnehmenden des Art is Power Workshops © Raj Shrestha

Ein Bild, das künstlerisch das Schmelzen von Gletschern darstellt — "Aufgrund der globalen Erwärmung schmelzen die Gletscher in den Bergen. Der Müll, den Touristen und Reisende beim Trekking hinterlassen, verschmutzt unsere Berge." - Neha © Santosh313

Eine Leinwand auf der künstlerisch eine Erde, eine Gebärmutter, Pflanzen und Gebäude dargestellt sind — "Klimagerechtigkeit für Frauen!" - Shreejana © Santosh313

Eine junge Frau malt konzentriert — Pramila nimmt am Art is Power Workshop teil © Raj Shrestha

Eine junge Frau hält eine bunt bemalte Leinwand in die Kamera — Pramila präsentiert ihr Kunstwerk © Raj Shrestha

Ein Bild, das künstlerisch Umweltverschmutzung darstellt — "Ich wollte zeigen, dass sich der Klimawandel auf unsere Erde auswirkt und sie durch die Verschmutzung, die wir jeden Tag verbreiten, emotional wird." - Pramila © Santosh313

Eine junge Frau bemalt eine Leinwand, die auf einer Staffelei steht — Samita nimmt am Art is Power Workshop teil © Raj Shrestha

Das Bild zeigt einen Baum, der zur Hälfte grün und gesund ist und zur anderen Hälfte braun und verdörrt. — "Ich wollte den Kontrast zwischen einer grünen Welt und einer verschmutzten Welt zeigen. Bäume sind einfache Lösungen für viele Klimaprobleme. Die Anpflanzung von Bäumen ist notwendig." - Samita © Santosh313

Eine junge Frau hält eine bunt bemalte Leinwand vor ihrem Körper — Shraddha präsentiert ihr Kunstwerk © Raj Shrestha

Eine künstlerische Darstellung einer Göttin — "Mein Bild zeigt die lebende Göttin, die die zerstörte Welt von heute sieht und weint, wenn sie sich an die Vergangenheit erinnert, in der es in Nepal viel Grün und eine saubere Umwelt gab." - Shraddha © Santosh313

Zwei junge Frauen halten bunt bemalte Leinwände in den Händen. — Susmita und Jyoti präsentieren ihre Kunstwerke © Raj Shrestha

Ein Bild, das künstlerisch den Kontrast zwischen Natur und verschmutzten Städten darstellt — "Ich wollte zeigen, dass die Modernisierung und der luxuriöse Lebensstil in der Stadt die Umwelt verschmutzen und sich negativ auf unser Klima auswirken. Stadtmenschen mögen den ländlichen Lebensstil als sehr einfach und rückständig kritisieren, aber es gibt Praktiken, die der Umwelt weniger schaden." - Jyoti © Santosh313

Auf dem Bild sind zwei Erdhälften dargestellt, eine mit Industrie und Gebäuden und eine mit einer Frau. — "Ich habe zwei Hälften der Erde gezeichnet. Die eine Hälfte zeigt den aktuellen Zustand der Welt, überall Verschmutzung, Dürre, Klimazerstörung, und die andere Hälfte zeigt ein Mädchen, das wegen des Zustands der Erde weint. Der Klimawandel hat auch eine emotionale Wirkung auf uns." - Susmita © Santosh313

Ein Mädchen sitzt vor einer Staffelei — Suvarna nimmt am Art is Power Workshop teil © Raj Shrestha

„Der Klimawandel wirkt sich auf das Leben von Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt aus.“

Manisha (19), Aktivistin aus Nepal

Das Bild der 19-jährigen Manisha zeigt eine überschwemmte Welt, in der Menschen, Tiere und Ernten weggespült wurden. Eine einsame Frau sitzt in einem Baum und schaut zu. „Der Klimawandel wirkt sich auf das Leben von Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt aus und setzt sie einem erhöhten Risiko sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt aus“, ergänzt die junge Aktivistin.

Bericht erforscht Klimafolgen für Schulbildung von Mädchen und jungen Frauen

Im Anschluss an den Workshop standen die Bilder der Aktivist:innen bei der Vorstellung des neuen Plan-Berichts „For Our Futures: Youth Voices on Climate Justice and Education“ (Für unsere Zukunft: Stimmen der Jugend zu Klimagerechtigkeit und Bildung) im Mittelpunkt. Die Dokumentation beleuchtet exemplarisch die tiefgreifenden Auswirkungen der Klimakrise auf den Zugang zu Bildung für Mädchen und junge Frauen in drei Ländern der Asien-Pazifik-Region.

Eine Frau schaut sich Bilder an, die auf Staffeleien ausgestellt sind — Interessierte schauen sich die Bilder der Aktivist:innen an Santosh313

Ein junger Mann im Anzug steht mit dem Rücken zur Kamera und schaut sich Bilder an, die auf Staffeleien ausgestellt sind — Die Kunst ergänzt einen Bericht über die Auswirkung des Klimawandels für den Zugang zu Bildung Santosh313

Der Bericht wurde in Zusammenarbeit mit 30 jungen Aktivist:innen aus Indonesien, Nepal und Australien erarbeitet. Ein Drittel der befragten Jugendlichen war im vergangenen Jahr von klimabedingten Schulschließungen, Beschädigungen oder Zerstörungen betroffen. Darüber hinaus gab fast die Hälfte der Befragten an, sich auf dem Weg zu Schule aufgrund der Auswirkungen von Katastrophen unsicher zu fühlen.

Die bei der Eröffnungsveranstaltung gezeigte Kunst war eine ergreifende visuelle Darstellung der von den Aktivist:innen beschriebenen Herausforderungen. Sie betont auf kreative Weise die Notwendigkeit, die Klimakrise wirksam zu bekämpfen und das Grundrecht auf Bildung zu schützen.

Der Artikel wurde mit Material aus dem nepalesischen Plan-Büro erstellt.

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