Wie Plan International und Be Girl mit dem Tabuthema Menstruation brechen

Foto: Plan International

Weltweit hat jedes zehnte Mädchen während ihrer Periode keinen Zugang zu Hygieneprodukten. Viele von ihnen gehen deswegen in dieser Zeit nicht zur Schule. Auf ein ganzes Schuljahr gerechnet verpassen sie damit ein Viertel des Unterrichts.

„Die Menstruation wird für viele Mädchen zu einem Problem, wenn sie sich die teuren Wegwerfprodukte nicht leisten können. Sie gehen dann einfach nicht in die Schule.“

Diana Sierra, Ko-Gründerin von Be Girl

Die so entstehenden Lernlücken erhöhen das Risiko, die Schule ganz abzubrechen. Ohne einen Abschluss haben die Mädchen kaum Chancen auf dem Arbeitsmarkt und geben häufiger dem Druck nach, sich früh verheiraten zu lassen. Anstatt der erhofften finanziellen Absicherung finden sich viele dieser Mädchen und jungen Frauen jedoch in einem Teufelskreis der Armut wieder, da sie durch eine solche Ehe, die häufig mit frühen Schwangerschaften einhergeht, noch weniger Chancen haben, die schon entstandenen Bildungslücken wieder aufzuholen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Auch in Kolumbien hat das Problem extremer Armut besonders harte Auswirkungen für Mädchen und junge Frauen. Sie sind häufiger und stärker von extremer Armut betroffen und haben ein höheres Risiko, Betroffene von Gewalt und sexuellem Missbrauch zu werden. Plan International hat sich mit dem sozialgesellschaftlich orientierten Unternehmen Be Girl zusammengetan, um diesen Kreislauf der Armut zu durchbrechen. In einem gemeinsamen Projekt sollen Tabus rund um das Thema Menstruation aufgebrochen und der Zugang zu Hygienprodukten für Mädchen und junge Frauen verbessert werden.

Be Girl hat sich genau auf dieses Problem fokussiert, denn: „Die Menstruation wird für viele Mädchen zu einem Problem, wenn sie sich die teuren Wegwerfprodukte nicht leisten können. Sie gehen dann einfach nicht in die Schule. Das Tabu um das Thema Menstruation lässt sie den Grund für ihr Fehlen aber häufig verschweigen. Das Problem wird nicht aus- geschweige denn besprochen. Irgendwann brechen diese Mädchen dann die Schule ab und keiner will wissen, wieso,“ erklärt Diana Sierra, Ko-Gründerin von Be Girl.

Plan International hat gemeinsam mit Be Girl eine Workshopreihe in Cartagena organisiert, die 3.600 Mädchen in 15 Gemeinden erreicht hat. Während der Veranstaltungen erhielten Mädchen und junge Frauen Informationsmaterial zum Thema Menstruation und konnten sich untereinander über ihre Erfahrungen und Probleme austauschen, die sie während und/oder wegen ihrer Periode beschäftigen.

Alle Teilnehmerinnen erhielten ein Period Panty Pack, ein Paket mit Unterwäsche, die mit einer extra vernähten Netztasche das Einlegen von wiederverwendbaren Damenbinden erlaubt. Zusätzlich bekamen alle Mädchen einen SmartCycle Tracker, ein tragbares Gerät, das das verlässliche Vorhersagen der nächsten Periode möglich macht. Mit dem SmartCycle Tracker, der sich im Design einer Halskette überall mithinnehmen lässt, können die Mädchen genau verfolgen, wo in ihrem Menstruationszyklus sie sich gerade befinden.

„Wir sind sehr froh, dass Diana Sierra und Be Girl Teil unserer Projekte von Plan International in Kolumbien geworden sind.“

Alejandro Gamboa, Nationaldirektor für Plan International in Kolumbien

Durch die Workshops konnte das Projekt auch Mädchen in ländlichen Regionen erreichen, wo der technologische Ausbau oft noch keine stabile Internetverbindung zulässt oder fehlende Infrastruktur eine regelmäßige Aufklärungsarbeit vor Ort schwierig macht. „Wir sind sehr froh, dass Diana Sierra und Be Girl Teil unserer Projekte von Plan International in Kolumbien geworden sind. Durch diese tolle Zusammenarbeit haben wir viel erreichen können“ sagt Alejandro Gamboa, Nationaldirektor für Plan International in Kolumbien.

Um das Stigma, das dem Begriff der Menstruation immer noch anhängt, überwinden zu können, braucht es auch die Unterstützung der Jungen und Männer im Umfeld der Mädchen. Gleichberechtigung kann nicht einseitig erreicht werden, es braucht die gesamte Gemeinschaft.

Deshalb ist es wichtig, dass auch Eltern, Gemeindemitglieder und männliche Klassenkameraden an den Gender Programmen beteiligt sind. Wenn wir das Tabu Menstruation brechen wollen, dann muss auch das nicht menstruierende Umfeld von Mädchen verstehen, welche Auswirkungen das Thema für ihre Töchter, Schwestern und Freundinnen hat. Nur so kann der Kampf für mehr Gleichberechtigung zu einem Anliegen aller werden.

Sie mögen diesen Artikel? Teilen Sie ihn gerne.

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Engagieren Sie sich mit uns für eine gerechte Welt! Registrieren Sie sich jetzt für unseren kostenlosen Newsletter

Widerruf jederzeit möglich. Bitte beachten Sie unsere Datenschutzerklärung sowie unsere Kinderschutzrichtlinie

Newsletter