Bereits seit 2014 setze ich mich mit meiner Fußball-Mannschaft als „Kinder brauchen Fans!“-Botschafter für Plan International ein. In der Funktion haben wir auch schon prominente Botschafterinnen und Botschafter wie Rennrodler Felix Loch, Sprinterin Gina Lückenkemper oder Sigi, das Maskottchen der Handballmannschaft SG Flensburg-Handewitt, getroffen und über die Arbeit von Plan informiert. Kinderrechte und die Projekte von Plan haben mich immer mehr interessiert.
Doch wie Plans Projektarbeit vor Ort in den Programmländern tatsächlich funktioniert, wusste ich nur aus Informationsmaterialien, Erzählungen oder Filmen. Aber in diesem Sommer ergab sich überraschend die Möglichkeit, mit Plan und dem Handballer Dominik Klein nach Brasilien zu reisen, um dort ein Projekt zu besuchen. Der Weltklasse-Spieler setzt sich mit dem Europäischen Handball Verband (EHF) für ein Patenkind in Brasilien ein. Eine wirklich beeindruckende Reise, so viel kann ich Euch schon mal sagen.
Nach einer scheinbar endlosen Anreise kamen wir in Saõ Luis, im Nordosten Brasiliens an. Saõ Luis ist Weltkulturerbe, war erst von den Holländern, später von den Portugiesen als Kolonialmächte besetzt. Der Nordosten gehört mit zu den ärmsten Regionen des südamerikanischen Landes. Die Mehrheit der Menschen ist afrikanisch-stämmig. Die Arbeitslosigkeitsrate ist extrem hoch. Drogen und Gewalt sind große Schwierigkeiten in Brasilien. Viele Mädchen werden aus Mangel an Aufklärung und Schutz bereits als Teenager schwanger und heiraten.
Frühe Schwangerschaften zu verhindern und Mädchen zu stärken war auch gleich das Thema in dem ersten Projekt, das ich besucht habe: „Champions of Change“. Mädchen sind hier oft ausgegrenzt – sie spielen keine große Rolle bei Entscheidungen. Die treffen Männer oder Jungs. Mädchen haben weniger Freizeit, weil sie sich nach der Schule um Haushalt und die Geschwister kümmern sollen. Einen Schulabschluss zu machen oder einen Beruf auszuüben, der ihnen Spaß macht und der sie unabhängig macht, ist einfach nicht vorgesehen. Überhaupt gibt es so viele veraltete Rollenbilder, die Mädchen benachteiligen. Ihnen wird zum Beispiel gesagt, dass sie eine größere Bedeutung bekommen, wenn sie früh Mutter werden und heiraten. Das Problem: Schwanger bzw. mit Kind können sie nicht mehr zur Schule gehen, bekommen keinen Schulabschluss und später deshalb auch keinen gut bezahlten Job. So werden und bleiben sie abhängig von ihren Ehepartnern oder ihren Eltern. Und wer abhängig ist, kann kein selbstbestimmtes Leben führen.