Von Sport und Gleichberechtigung in Brasilien

Foto: Plan International/Sandra Gätke

Unser „Kinder brauchen Fans“-Botschafter Mauritz hat die Gunst der Stunde genutzt und hat gemeinsam mit Handball-Profi Dominik Klein Plan-Projekte in Brasilien besucht. Seine Eindrücke schildert er hier.

Bereits seit 2014 setze ich mich mit meiner Fußball-Mannschaft als „Kinder brauchen Fans!“-Botschafter für Plan International ein. In der Funktion haben wir auch schon prominente Botschafterinnen und Botschafter wie Rennrodler Felix Loch, Sprinterin Gina Lückenkemper oder Sigi, das Maskottchen der Handballmannschaft SG Flensburg-Handewitt, getroffen und über die Arbeit von Plan informiert. Kinderrechte und die Projekte von Plan haben mich immer mehr interessiert.

Doch wie Plans Projektarbeit vor Ort in den Programmländern tatsächlich funktioniert, wusste ich nur aus Informationsmaterialien, Erzählungen oder Filmen. Aber in diesem Sommer ergab sich überraschend die Möglichkeit, mit Plan und dem Handballer Dominik Klein nach Brasilien zu reisen, um dort ein Projekt zu besuchen. Der Weltklasse-Spieler setzt sich mit dem Europäischen Handball Verband (EHF) für ein Patenkind in Brasilien ein. Eine wirklich beeindruckende Reise, so viel kann ich Euch schon mal sagen.

Nach einer scheinbar endlosen Anreise kamen wir in Saõ Luis, im Nordosten Brasiliens an. Saõ Luis ist Weltkulturerbe, war erst von den Holländern, später von den Portugiesen als Kolonialmächte besetzt. Der Nordosten gehört mit zu den ärmsten Regionen des südamerikanischen Landes. Die Mehrheit der Menschen ist afrikanisch-stämmig. Die Arbeitslosigkeitsrate ist extrem hoch. Drogen und Gewalt sind große Schwierigkeiten in Brasilien. Viele Mädchen werden aus Mangel an Aufklärung und Schutz bereits als Teenager schwanger und heiraten.

Kind gibt Plan Mitarbeiter High-Five.
Ein High-Five für unser Teamwork! Plan International / Sandra Gätke

„Die Jugendlichen sollen einen Wandel erleben und ihn auch anstoßen. Um das zu erreichen, nutzt Plan auch Sport, denn Team-Sport vermittelt Fairness, Teamgeist und gibt Selbstvertrauen.“

Mauritz, „Kinder brauchen Fans!“-Botschafter

Frühe Schwangerschaften zu verhindern und Mädchen zu stärken war auch gleich das Thema in dem ersten Projekt, das ich besucht habe: „Champions of Change“. Mädchen sind hier oft ausgegrenzt – sie spielen keine große Rolle bei Entscheidungen. Die treffen Männer oder Jungs.

Mädchen haben weniger Freizeit, weil sie sich nach der Schule um Haushalt und die Geschwister kümmern sollen. Einen Schulabschluss zu machen oder einen Beruf auszuüben, der ihnen Spaß macht und der sie unabhängig macht, ist einfach nicht vorgesehen. Überhaupt gibt es so viele veraltete Rollenbilder, die Mädchen benachteiligen. Ihnen wird zum Beispiel gesagt, dass sie eine größere Bedeutung bekommen, wenn sie früh Mutter werden und heiraten.

Das Problem: Schwanger bzw. mit Kind können sie nicht mehr zur Schule gehen, bekommen keinen Schulabschluss und später deshalb auch keinen gut bezahlten Job. So werden und bleiben sie abhängig von ihren Ehepartnern oder ihren Eltern. Und wer abhängig ist, kann kein selbstbestimmtes Leben führen.

Genau das will Plan ändern: Vorurteile und Traditionen hinterfragen. Rollenbilder aufbrechen. Den Mädchen die Chance geben, das zu erreichen, was sie sich erträumen. Und es funktioniert. Die Jugendlichen sollen einen Wandel erleben und ihn auch anstoßen. Um das zu erreichen, nutzt Plan auch Sport, denn Team-Sport vermittelt Fairness, Teamgeist und gibt Selbstvertrauen. In Brasilien wird natürlich Fußball gespielt. Bevor Plan hier die Arbeit aufgenommen hat, durften die Mädchen aber nicht mitspielen. Sport ­– insbesondere Fußball – gilt als unweiblich.

Jetzt ist Fußball expliziter Teil der Projektarbeit, um veraltete Sichtweisen abzubauen. Deshalb hab ich mit den Mädchen und Jungs auch erstmal ‘ne Runde Fußball gespielt, nachdem sie mir das Projekt erklärt haben. Ich habe bei jedem Tor gespürt, wie gut das den Mädchen tut und was für eine tolle, gleichberechtigte Gemeinschaft sie geworden sind.

Mauritz und einige Mädchen stehen im Schulflur.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Mädchen in meinem Alter in Deutschland für Finanzfragen interessieren. In Brasilien schon. Hut ab! Mauritz/privat
Mauritz puzzelt mit Kindern.
Auch das Spielen kam in den Projektbesuchen nicht zu kurz. Zu zweit sind wir beim Puzzeln gut vorwärts gekommen. Mauritz/privat

Auch in dem Projekt „Generationen – Finanzberatung für Mädchen“, das wir uns am 2. Tag angeschaut haben, geht es darum, Mädchen Chancen zu eröffnen, selbst über ihr eigenes Leben zu bestimmen und die Welt um sich herum mitzugestalten. In diesem Projekt lernen sie etwas über Finanzen: Wie spart man? Wie stellt man einen Haushaltsplan auf? Aber was bringt es, das alles zu wissen, wenn man erst gar keinen Job bekommt, hat sich auch Julia* gefragt. Sie ist eine der Teilnehmerinnen des Projektes. Ihr und den anderen Teilnehmerinnen ist klar: Nur wer die Schule beendet, bekommt auch einen guten Job. Und die Schule beenden kann man nicht, wenn man früh ein Kind bekommt.

Die Erfahrung hat auch ein Mädchen in der Runde gemacht, in der wir saßen. Sie wurde mit 13 Jahren schwanger, im Alter von 14 Jahren Mutter und musste deshalb die Schule abbrechen. Ernsthaft – Mutter werden mit 14. Ich wäre dann schon seit einem Jahr Vater. Das ist für mich einfach unvorstellbar. Wie gut, dass Plan die Mädchen jetzt unterstützt, dass sie einen anderen Weg für sich finden und auch gehen können.

Mauritz baut Turm aus Pappdosen mit Kindern.
Ich hatte echt viel Spaß dabei, mit den Kids im Plan-Kindergarten zu spielen. Da durfte auch ein bisschen Blödsinn nicht fehlen. Mauritz/privat

Um schon ganz früh anzusetzen und schon den Kleinsten die Möglichkeit zu geben, gesund und mit Spaß groß zu werden, hat Plan auch Kindergärten in der Region gebaut, ausgestattet und Erzieherinnen ausgebildet. Das Ergebnis habe ich an meinem letzten Tag in Brasilien erleben dürfen. Ungefähr 30 Kinder zwischen zwei und vier Jahren wollten mit mir spielen. Es war laut, bunt und unglaublich fröhlich. Und ich war mittendrin. Warf mit Bällen, baute Türme, half dabei, Puzzles zusammenzusetzen. Der Elan und die Lebensfreude der Kids haben mich total geflasht. Es tat so gut, das zu erleben. Und so wie ich Plan International hier erlebt habe, werden diese Mädchen und Jungen einen wirklich guten Start ins Leben haben! 

Insgesamt war die Brasilienreise die emotionalste und schönste, die ich bislang gemacht habe und eine super Erfahrung. Wenn ich jetzt Sportlerinnen und Sportlern etwas über die Arbeit von Plan erzähle, weiß ich genau, wie die Projekte vor Ort funktionieren und wie gut sie wirken. Und noch etwas: Gleich nach meiner Rückkehr aus Brasilien habe ich mich beim Jugendbeirat von Plan beworben – und bin genommen worden. Jetzt setze ich mich gemeinsam mit anderen Jugendlichen für die Rechte der Kinder in der ganzen Welt ein.

„Insgesamt war die Brasilienreise die emotionalste und schönste, die ich bislang gemacht habe.“

Mauritz, “Kinder brauchen Fans!“-Botschafter

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