Schulbesuch dank Beinprothese: Kadjidjas Chance auf Bildung

Foto: Plan International

Als Kleinkind verlor Kadjidja ihr rechtes Bein. Seitdem war sie immer auf fremde Hilfe angewiesen und konnte nicht wie die anderen Kinder zur Schule gehen und spielen. Diesen Sommer erhielt sie eine eigens für sie angefertigte Prothese und kann nun ihr volles Potenzial entfalten.

Kadjidja war erst sieben Monate alt, als sie ihr rechtes Bein verlor. Ihre Mutter Nana hatte sie mit auf den Markt genommen, wo die Familie selbstgemachtes Brot verkaufte. In eine Decke gewickelt lag sie auf einer Bank hinter der Auslage am Straßenrand als ein Fahrer die Kontrolle über seinen Wagen verlor und mitten in den Stand ihrer Mutter raste. Auch wenn beide den Unfall wie durch ein Wunder überlebten, konnten die Ärzt:innen im Krankenhaus Kadjidjas Bein nicht mehr retten und mussten amputieren.

“Das erste halbe Jahr nach dem Unfall musste ich mich rund um die Uhr um Kadjidja kümmern und konnte nicht weiter arbeiten. Ich hatte zwar etwas Geld beiseitegelegt, aber ohne ein zweites regelmäßiges Einkommen waren unsere Reserven schnell aufgebraucht,” erzählt Kadjidjas Mutter Nana. “Bis sie Vier jahre alt war habe ich Kadjidja immer auf dem Rücken getragen. Man hat uns dann an das regionale Zentrum für orthopädische Geräte (Regional Centre for Orthopaedic Equipment – CRAO) verwiesen, um ihr einen Rollstuhl anfertigen zu lassen, aber ich und mein Mann konnten uns die 360,000 CFA (468 Euros) nicht leisten”, erklärt Nana weiter.

Auf einer Bank sitzen Kadjidjas Mutter, Kadjidja und Kadjidjas Vater.
Kadjidja kann sich jetzt auch unabhängig von ihren Eltern bewegen. Plan International

Bis sie fünf Jahre alt war konnte Kadjidja sich nur mit fremder Hilfe fortbewegen. “Damals musste ich kriechen oder versuchen, auf einem Fuß zu hüpfen, wenn meine Mutter nicht in der Nähe war. Das war sehr schwer für mich, aber auch für meine Eltern. Ich blieb damals meist zu Hause, um meiner Familie nicht zur Last zu fallen. Wenn meine Mutter niemanden finden konnte, um auf mich aufzupassen, nahm sie mich auf ihrem Rücken mit in die Stadt. Ich hatte keine Freund:innen in meinem Alter mit denen ich spielen konnte,” sagt Kadjidja.

„Sie haben mich nicht absichtlich ausgeschlossen, aber es gab einfach so viele Situationen, in denen ich nicht mithalten konnte“

Kadjidja (8)

“Eines Tages brachten mir meine Eltern einen Holzstab mit, den ich als Krücke benutzen konnte. Sie hofften, dass ich damit in die Schule gehen könnte, und meldeten mich in der ersten Klasse an. Ich kam damit besser zurecht als vorher, aber es war immer noch schwierig für mich, da ich für alles viel länger brauchte als die anderen Kinder – auch für den Schulweg. Um rechtzeitig zum Unterricht zu kommen, musste ich viel früher los als alle anderen und wenn ich schließlich da war, war ich sehr erschöpft. In den Pausen blieb ich meist allein, weil ich nicht mit den anderen Kindern spielen konnte. Sie haben mich nicht absichtlich ausgeschlossen, aber es gab einfach so viele Situationen, in denen ich nicht mithalten konnte. Da habe ich mich lieber zurückgezogen. Das hat mich damals sehr traurig gemacht,” erzählt Kadjidja weiter.

Kadjidja sitzt auf der Bank und schreibt in ein Schulheft.
Kadjidja kann sich mit ihrer Prothese besser bewegen und wie die anderen Kinder am Schulunterricht teilnehmen. Plan International
Zwei Kinder spielen mit Reifen auf einem Feld.
Früher konnte Kadjidja nicht mit anderen Kindern mitspielen - das wird sich nun ändern. Plan International/Marc Schlossman

2020 hörten Kadjidjas Eltern davon, dass Plan International mit der CRAO zusammenarbeitete und orthopädische Prothesen für junge Menschen in der Zentralregion Togos finanzieren wollte. Kadjidja, die inzwischen acht Jahre alt war, wurde in das Programm aufgenommen und erhielt im Juli 2021 als eine der ersten Teilnehmer:innen eine extra für sie angefertigte Beinprothese.
“Ich fühle mich sehr wohl mit meiner Prothese, weil sie gar nicht wie eine aussieht, sondern fast wie ein echter Fuß. Ich muss noch etwas üben, um mich an das Gefühl zu gewöhnen, aber man hat mir gesagt, dass ich wohl bald keine Krücken oder andere Gehhilfen mehr brauchen werde. Das heißt, dass ich dann wie alle anderen Kinder in die Schule gehen kann. Ich kann es kaum erwarten, auf dem gemeinsamen Schulweg mit meinen Freund:innen zu quatschen und in den Pausen endlich mitspielen zu können,” sagt Kadjidja.

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