Humanitäre Standards und wie wir damit arbeiten

Foto: Girma Eshet

Bei Krisen und Katastrophen arbeiten wir im Einklang mit humanitären Standards. Sie sind für Organisationen wie Plan International bindend und schaffen Verlässlichkeit für Menschen in Not.

Spätestens seit im Juli Überschwemmungen in Teilen Deutschlands ganze Landstriche zerstört haben, sind die möglichen Folgen von Naturkatastrophen auch hierzulande präsent. Eine solche Notlage kann uns vor immense Herausforderungen stellen, und gewiss wünschten wir uns in einer solchen Situation ein Überleben in Würde. Dieses während einer Notsituation sicherzustellen, ist Ziel der humanitären Hilfe – egal, ob bei Überschwemmungen, Stürmen, Dürren oder plötzlich aufflammenden Konflikten.

Überleben in Würde

Humanitäre Standards sind für uns bei Plan International maßgebend. Sie unterstützen uns dabei, die humanitäre Hilfe zu planen und Maßnahmen von hoher Qualität umzusetzen. Entlang definierter Standards können wir dazulernen und so unsere Arbeit stetig verbessern. Wir dokumentieren die Ansprüche an unsere Arbeit und informieren damit auch die Menschen in Not über ihre Rechte und darüber, welche Hilfeleistungen sie von uns erwarten können. Außerdem können wir so Regierungen und anderen institutionellen Gebern klare Forderungen für ein Mindestmaß an Unterstützung stellen.

Humanitäre Grundsätze

Im internationalen Recht sind folgende vier humanitäre Grundsätze verankert:

Menschlichkeit – menschliches Leid muss gelindert werden und humanitäre Hilfe dient dem Schutz von Leben und Gesundheit sowie dem Respekt gegenüber dem Menschen,

Neutralität – humanitäre Akteure dürfen keine Partei ergreifen, weder in Konflikten noch in Kontroversen von politischer, rassistischer, religiöser oder ideologischer Natur,

Unparteilichkeit – humanitäre Hilfe orientiert sich nur am Bedarf der Menschen, konzentriert sich auf die dringendsten Notlagen und diskriminiert nicht, zum Beispiel aufgrund von Nationalität, Gender, Religion, Klasse, politischer Meinung oder sexueller Orientierung, und

Unabhängigkeit – humanitäre Hilfe verfolgt keine politischen, wirtschaftlichen oder militärischen Ziele. Davon ausgehend wurden in einer weltweiten Zusammenarbeit von Fachleuten die humanitären Standards entwickelt.

Sie basieren auf Erfahrung, Gewissheit und kontinuierlichem Lernen. Das bekannteste Beispiel sind die sogenannten Sphere-Standards. Sie enthalten unter anderem konkrete Handlungsanweisungen für die Bereiche Wasser, Sanitärversorgung und Hygieneaufklärung, Nahrungsmittelsicherheit und Ernährung, Notunterkünfte und Siedlungen sowie Gesundheit. Dies reicht von der Menge des pro Person benötigten Trinkwassers am Tag bis hin zu Betreuungsschlüsseln für Geburtshilfe und die Versorgung von Neugeborenen. So wie eine Vielzahl anderer Organisationen weltweit orientieren wir uns bei der Entwicklung und Umsetzung unserer humanitären Hilfe an diesen Normen und den sogenannten Best-Practice-Beispielen, den besonders erfolgreichen Maßnahmen bei Notfällen.

Menschen überqueren überschwemmten Fluss
Überschwemmungen wie hier in Bangladesch gefährden Menschenleben. Mahmud Rahman

Plan macht Zielvorgaben

Darüber hinaus beteiligen sich Fachleute von Plan International an der Gestaltung und Weiterentwicklung der Standards. Roger Colins, Leiter für globale Katastrophenprävention und -hilfe bei Plan International, wurde 2018 zum ersten Präsidenten der damals neu gegründeten Sphere-Organisation gewählt, zu der heute weitere 45 Nichtregierungsorganisationen in aller Welt zählen. Unter Leitung von Roger Colins erarbeitete Sphere eine Strategie für die Jahre 2021 bis 2025, die Folgendes zum Ziel hat: Die Weiterentwicklung und -verbreitung der Sphere-Standards hinsichtlich humanitärer Hilfe, die Unterstützung der Umsetzung – etwa durch einen Austausch zu bewährten Verfahren oder die Aufnahme der Standards in Strategien von institutionellen Gebern und humanitären Organisationen, die Aufnahme von Fachkräften aus lokalen Organisationen in den Projektländern bei Sphere, um die Standards weiter zu verbessern, die Verbesserung der Rechenschaftslegung und Überprüfung der Wirksamkeit der Standards. Dabei sollen die von Krisen betroffenen Personen selbst in den Mittelpunkt aller Entscheidungen gestellt werden, um deren Rechte und Bedürfnisse bestmöglich erfüllen zu können.

Menschen stehen im Mittelpunkt

Wir von Plan International berücksichtigen diese Standards, um die Qualität und Effektivität der von uns geleisteten Hilfe zu verbessern. Die Standards sind aus der Perspektive der Betroffenen formuliert und erleichtern somit auch eine Rechenschaftspflicht gegenüber diesen Menschen: Wenn sie wissen, wozu sich humanitäre Organisationen verpflichtet haben, können sie diese Organisationen diesbezüglich zur Rechenschaft ziehen.

Die humanitären Standards fordern uns auf, ...

  • ... uns stets an den humanitären Grundsätzen zu orientieren,

  • ... die Rechte der von Katastrophen betroffenen Menschen auf ein Leben in Würde sowie auf Schutz und Hilfe in den Mittelpunkt der Arbeit zu stellen,

  • ... die Qualität unserer Arbeit kontinuierlich zu verbessern,

  • ... den Menschen, mit denen wir arbeiten, gegenüber Rechenschaft darüber abzulegen, was wir tun, wie wir arbeiten und was sie von uns erwarten können, sowie

  • ... die Standards selbst kontinuierlich in einem inklusiven Prozess mit möglichst diverser Vertretung der verschiedenen an der humanitären Hilfe beteiligten Akteur:innen weiterzuentwickeln und zu verbessern.

Sie mögen diesen Artikel? Teilen Sie ihn gerne.

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Engagieren Sie sich mit uns für eine gerechte Welt! Registrieren Sie sich jetzt für unseren kostenlosen Newsletter

Widerruf jederzeit möglich. Bitte beachten Sie unsere Datenschutzerklärung sowie unsere Kinderschutzrichtlinie

Newsletter