Jetzt nicht - und das ist okay!

Foto: Plan International / Eva Häberle

Ein Meinungsstück zur Plan-Befragung „Menstruation im Fokus“ von Anna Mühlenbruch, Mitglied des Plan-Jugendbeirates.

„Ich will jetzt nicht schwimmen gehen.“ 

„Nein, ich will jetzt nichts mit dir unternehmen ...“

„... und das ist ok so“, beende ich innerlich meinen Satz, um mich in meiner Position zu stärken. Damit das wenigstens irgendjemand tut und ich zumindest nach außen hin selbstbewusst zu meinen Worten stehe.  

Dabei sollte das „Nein“-Sagen doch selbstverständlich sein. Vielen Frauen sind ihre Tage schon unangenehm genug. Wenn frau dann an einigen Tagen während der Periode nicht so leistungsfähig ist wie sonst, dann ist das halt so.

Doch in der Realität wird das leider häufig und zu oft nicht akzeptiert. 

Frau findet es deshalb unangenehm, Aktivitäten wegen ihrer Periode abzusagen. Man könnte fast sagen, sie schäme sich dafür.

Eine junge Frau sitzt mit angewinkeltem Bein auf einer Bank und schaut in die Kamera
Anna Mühlenbruch ist Mitglied des Plan Jugendbeirates.

„Doch was wird dadurch bitte für ein Bild vermittelt? Dass wir uns doch gefälligst etwas mehr zusammenreißen könnten?“

Anna Mühlenbruch, Mitglied des Jugendbeirates von Plan International

Wenn ich nicht schwimmen gehen oder Sport treiben möchte, wird das meist noch verstanden. Vielleicht ist es aber auch eher der Ekel davor, mit einer Menstruierenden im gleichen Wasser seine Bahnen ziehen zu müssen. Doch wenn es um Arbeit, Schule oder Uni geht, ist die Sache meist schon anders. Die Gedanken kreisen darum, ob ich dann nicht zu viel verpasse. Ob meine Lehrer:innen mein Fehlen verstehen und entschuldigen.

Schließlich müsse frau doch zu den „wesentlichen Dingen“ immer in der Lage sein. Und ihre Tage zu haben, sei doch keine Entschuldigung. Wahrscheinlich ohnehin nur eine Ausrede. Die will sich doch nur drücken.

Doch was bitte wird dadurch für ein Bild vermittelt?

Dass Unterleibs- und Kopfschmerzen oder Kraftlosigkeit nicht so relevant sind?

Dass die Periode kein „richtiger“ Grund ist, sich weniger fit zu fühlen?

Dass wir uns doch gefälligst etwas mehr zusammenreißen könnten?

Egal, was es ist, eines ist schlimmer als das andere.

Die meisten Frauen werden mir zustimmen, dass frau während ihrer Tage dumme Kommentare, Stress und Druck von außen am wenigsten gebrauchen kann.

Wenn ich während dieser Tage dann mal nicht so kann oder will, dann ist das eben so. Dann ist das vollkommen in Ordnung - ohne jede Diskussion. Egal, was andere sagen, denken oder tun. Ich weiß, was mir dann guttut und was nicht.

 

Anna Mühlenbruch ist Mitglied des Plan-Jugendbeirates.

Menstruation im Fokus

Deutschland ist noch weit davon entfernt, eine vorurteilsfreie, aufgeklärte und periodenfreundliche Gesellschaft zu sein. Das zeigen die Ergebnisse eine repräsentative Umfrage von Plan International. So ist es 62 Prozent der Menstruierenden unangenehm, Aktivitäten aufgrund der Periode abzusagen. Am größten ist die Sorge bei Krankmeldungen in Job, Schule, Ausbildung oder Universität. 23 Prozent befürchten hier Unverständnis oder negative Konsequenzen

Die meisten Männer unterstützen ihre Partnerin während der Periode, jeder fünfte Mann findet jedoch Absagen oder Einschränkungen von Aktivitäten wegen der Menstruation und ihrer Begleiterscheinungen inakzeptabel

Alle Ergebnisse und Forderungen, die wir in Zusammenarbeit mit WASH United abgeleitet haben, sowie Informationen über unsere Arbeit als Kinderrechtsorganisation mit Fokus auf Mädchen und junge Frauen in Bezug auf sichere Menstruation in unseren Programmländern in Afrika, Asien und Lateinamerika gibt es hier:

Zum Bericht

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