Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen….

Foto: Plan International/Birhanu Mamo

Patengruppenreisen sind bei Plan International Deutschland noch nicht lange im Programm und trotzdem oder gerade deshalb bei unseren Patinnen und Paten sehr beliebt. Der Clou: Sie reisen mit anderen Patinnen und Paten gemeinsam. Auf unserer Reise wird nicht nur das Reiseland erkundet, sondern zudem unsere Projektarbeit von Plan International direkt vor Ort kennengelernt und natürlich die Plan-Patenkinder unserer Mitreisenden. Unsere Patin Katja Pietsch war mit uns auf Patenreise und berichtet für euch vom Abenteuer Äthiopien.

Elf Pat:innen und zwei Mitarbeiterinnen von Plan International Deutschland brachen am 14. Oktober 2019 nach Äthiopien auf, um unsere Patenkinder zu treffen und die Plan-Projekte vor Ort kennenzulernen. Wir reisten aus Berlin, Essen, Hamburg, Elmshorn, Leverkusen, Viernheim, Jüchen, Uelzen und Worms nach Frankfurt und flogen gemeinsam nach Addis Abeba, Äthiopiens Hauptstadt. Dort angekommen, wurden wir gleich von unserem allzeit gutgelaunten, sehr hilfsbereiten und sehr gut deutschsprechenden Reiseleiter Samson Ashenapi, genannt Sami, in Empfang genommen. Alles hat wunderbar geklappt.

Pat:innen und Kinder stehen unter Holz-Pavillion.
Unser Treffen am See. Plan International/Birhanu Mamo

„Wie wichtig der Schutz der Kinder ist und welch großen Stellenwert dieser bei Plan hat, wurde uns deutlich gemacht. Der Schutz und die Anonymität der Kinder stehen an oberster Stelle.“

Katja Pietsch, Patin

Der erste Kontakt zu der Arbeit mit Plan fand am 2. Tag statt. Wir besuchten das Country-Office in Addis Abeba… welch ein herzliches Willkommen! Die Direktorin, die Niederländerin Geraldine Breukers und Temesgen Elias, der Verantwortliche für die äthiopischen Patenschaften, ließen uns eintauchen in die Arbeit von Plan. Dabei war sehr interessant zu erfahren, wie eng Plan auch mit anderen Hilfsorganisationen zusammenarbeitet. Dadurch wird sichergestellt, dass die Kompetenzen bestmöglich genutzt werden. Auch wie wichtig der Schutz der Kinder ist und welch großen Stellenwert dieser bei Plan hat, wurde uns deutlich gemacht. Der Schutz und die Anonymität der Kinder stehen an oberster Stelle. Manch ein Pate fragt sich vielleicht, warum man das Kind nicht in seinem Zuhause und gewohnter Umgebung treffen kann, oder warum man nicht die Adresse und den Nachnamen erfährt, um sich direkt mit dem Kind auszutauschen. Dies geschieht alles zum Wohl der Kinder.

Im Anschluss an den Besuch des Country-Offices ging es für ein Ehepaar aus unserer Gruppe direkt zum ersten Besuch mit dem Patenkind, begleitet von Planmitarbeiter:innen, die bei der Übersetzung vom Amharischen ins Englische halfen. Ein bewegender Moment für alle Beteiligten!

Die Reise ging weiter nach Bahir Dar an den Tana See. Über grüne Wiesen gesäumt von Hirten, Kühen und Ziegen besuchten wir eine Kombination aus Kindergarten und Vorschule. Welch eine Freude! Es wurden Bonbons, Stifte und Luftballons verteilt und als wir die Ballons aufgeblasen haben und mit den Kindern gespielt haben, brach das Eis und es wurde viel gelacht und getobt. Das ist ein guter Tipp für alle, die sich demnächst auch auf eine solche Patenreise aufmachen, denn Luftballons wiegen nicht viel und bringen jede Menge Spaß (gibt dazu auch ökologisch abbaubare Varianten). Auch Seifenblasen sind eine tolle Alternative.

Pat:innen und Schulklasse mit Luftballons.
Unsere mitgebrachten Luftballons kommen sehr gut an bei den Kindern. Plan International/Birhanu Mamo

Der Girls-Club stärkt das Selbstbewusstsein der Mädchen

Im Anschluss besuchten wir eine Grundschule und den dort angegliederten Girls-Club. Im Girls-Club nähen die Mädchen Binden, die ausgewaschen werden können. Somit sind sie während ihrer Menstruation versorgt und können weiter die Schule besuchen.

In den Projektländern gibt es oft keine getrennten Latrinen für Mädchen und Jungen an den Schulen. Dadurch fehlt den Mädchen die notwendige Privatsphäre für die Monatshygiene. Wenn sie deshalb während der Menstruation der Schule fernbleiben, laufen sie Gefahr, durch Prüfungen zu fallen und dann die Schule ganz verlassen zu müssen. Darum setzt sich Plan International vor Ort für getrennte Latrinen ein.

Auch die Jungen werden einbezogen

Später, in einem weiteren Girls-Club in Lalibela, konnten wir zu unserer großen Überraschung sehen, dass auch Jungs helfen und so offen und aufgeklärt sind und Teil dieses Clubs sein möchten. Durch den Girls-Clubs hilft Plan auch dabei, Kinderhochzeiten zu verhindern.

Ein Mitarbeiter erzählte uns, dass sich ein Mädchen an den Girls-Club wandte, weil es verheiratet werden sollte. Es war nicht so gut in der Schule und deshalb entschied sein Vater, dass es verheiratet werden sollte. Daraufhin hat sich der Schuldirektor eingeschaltet und die Familie kontaktiert und die Hochzeit wurde abgesagt.

Kinder spielen Frisbee.
Wir spielen ausgelassen Frisbee. Plan International/Inga Matthiesen

Am Nachmittag hat ein Großteil unserer Gruppe seine Patenkinder in sehr entspannter Atmosphäre in einem Lokal direkt am Ufer des Tana Sees getroffen. Pro Patenkind, das von Familienangehörigen begleitet wurde, hat ein Planmitarbeiter beim Dolmetschen geholfen. Es wurden Geschenke ausgetauscht, Fotos von der Familie und der Heimat und dem Leben zuhause gezeigt, gemeinsam Origami-Kraniche gefaltet und Fußball gespielt. Die Zeit verging wie im Flug.

Mein Mann und ich hatten das große Glück, bereits beim Besuch der Schule an diesem Tag unser Patenkind per Zufall zu treffen. Der Junge war mit seinen Eltern bereits zur Schule gekommen, um mit den Plan-Autos später zum Treffpunkt am Tana See gebracht zu werden. Durch die Fotos der Patenkinder, die Plan den Paten regelmäßig mit einem Statusbericht zukommen lässt, erkannten wir den Jungen und seine Eltern und schlossen mit Hilfe eines Übersetzers gleich Freundschaft. Wir haben Fußball und Frisbee gespielt und die Aufregung legte sich ganz schnell. Somit war das Wiedersehen später am See nicht ganz so aufregend wie für die anderen Paten. Es war wunderbar zu sehen, was für eine liebevolle Beziehung gerade der Vater unseres Patenkindes zu seinem Sohn hat und wie offen und herzlich die Eltern gelacht haben, als mein Mann und der Junge Fußball gespielt haben. Rührend war die Szene, als der Junge eine Blume gepflückt hat, um sie meinem Mann zu schenken.

Zum Abschluss bekam jede Familie im Namen von Plan und den Patinnen und Paten ein Wasserfiltersystem überreicht. Birhanu, der sehr nette Plan-Mitarbeiter erklärte die Handhabung und erläutert mit Stolz, dass die Eimer lokal produziert werden. Dann hieß es Abschied nehmen. Was für eine emotionale Achterbahn. Manch einer hatte ein Tränchen im Auge.

Patin und Frau mit einem Wasserfilter.
Das Wasserfiltersystem schützt Menschen vor Krankheiten und bietet ihnen einen gesicherten Zugang zu Wasser. Plan International/Birhanu Mamo

Demut und Dankbarkeit

Wir sind weiter nach Lalibela gereist und haben auch dort die tolle Arbeit von Plan kennengelernt. Wir besuchten ein Gesundheitszentrum, einen Kindergarten und eine große Grundschule. Im Anschluss fuhren wir zu einem Dorf und erlebten einen unvergesslichen Tag. Wir haben zusammen getanzt, gegessen und gesungen. Wir haben „Bruder Jakob” einstudiert und Sami und Birhanu haben uns das Lied kurzerhand auf amharisch beigebracht. Somit konnten wir zusammen singen und die Kinder haben sich über uns köstlich amüsiert. Es war eine riesen Freude, so nah und ungezwungen mit den Menschen dort den Tag zu verbringen und die Gastfreundschaft zu genießen.

„Ich kann eine solche Reise nur empfehlen. Sie öffnet den Blick, lässt einen spüren, was für ein privilegiertes Leben wir haben und man empfindet Demut und Dankbarkeit. “

Katja Pietsch, Patin

Tags drauf besichtigten wir ein großes Schulprojekt und waren beindruckt von der Schulbibliothek und dem Schulgarten. Die Schule wächst so rasant, dass dringend angebaut werden muss. Derzeit sind neue Schulräume aus Wellblech als temporäre Lösung aufgestellt worden. Zum Abschluss wurde uns noch ein großes Wasserprojekt gezeigt, das für die Wasserversorgung in Lalibela sorgt - auch ganz abgelegene Dörfer werden dabei berücksichtigt.

Unsere Zeit in Lalibela endete mit einem gemeinsamen Abendessen mit traditionellem Essen und Musik und Tanz. Nun hieß es mal wieder Abschied nehmen von den sympathischen Planmitarbeiter:innen, was uns allen nicht leicht fiel.

Zurück in Addis Abeba heißt es „Time to say goodbye". Ich konnte gar nicht alles aufschreiben, was wir erlebt haben und kann eine solche Reise nur empfehlen. Sie öffnet den Blick, lässt einen spüren, was für ein privilegiertes Leben wir haben und man empfindet Demut und Dankbarkeit.  Es tut gut zu sehen, wie unser monatlicher Patenschaftsbeitrag im Land angelegt wird und wie viel er verändern und bewirken kann. āmeseginalehu an alle Beteiligten für dieses unbeschreibliche Erlebnis. Weiter so!!!

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