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Schnittmuster für eine bessere Zukunft

von Stiftung Hilfe mit Plan

 

10 Frauen, 2 Männer, 6 Nähmaschinen und ein Traum – in Tansania ist das Schneider-Projekt „Loliondo“ ein gutes Beispiel dafür, wie man den Faden für die eigene Zukunft aufnehmen kann. Ein Besuch.

Als sie schwanger wurde, war Gris 16 Jahre alt. Sie war sehr unglücklich, denn sie wusste, was das bedeutete: Dass sie von nun an nie mehr zur Schule gehen würde. Der Vater des Kindes verließ Gris, als er von der Schwangerschaft erfuhr. Es war das Ende aller Träume und der Hoffnungen auf eine gute Ausbildung und ein selbstbestimmtes Leben. Vielen Mädchen in Tansania ergeht es wie Gris. Manche werden noch früher schwanger, andere früh verheiratet, oft mit einem deutlich älteren Mann.

Tina Frickemeier, Plan-Mitarbeiterin aus Hamburg, hat Gris in Mzwana in Tansania getroffen. Sie sagt: „Wenn Mädchen wie Gris schon als Teenager schwanger werden, geschieht dies fast immer ungewollt. Meist wissen die Mädchen zu wenig über Sexualität und Verhütung oder wie sie ihre Wünsche und Rechte einfordern können.“ Weil die Mädchen nicht mehr zur Schule gehen und keine Ausbildung machen, sinken die Chancen auf ein eigenes Einkommen.

Doch die Gris, die Tina Frickemeier während der Projektreise im letzten Herbst trifft, ist fröhlich und ausgelassen. Gris hat ihr Lachen wiedergefunden. Und sie hat inzwischen einen wunderbaren Beruf: Schneiderin.

Durch Plan International bekam Gris Kontakt zur Schneidergruppe Loliondo, die vor drei Jahren aus einem Plan-Projekt entstand. Inzwischen gehören zu Loliondo neben zehn Frauen auch zwei Männer. Ausgerüstet mit sechs Nähmaschinen, arbeiten sie nach Auftrag und fertigen eigene Entwürfe, die sie in ihrem Laden verkaufen. Einige der Mitglieder beschicken zusätzlich einen eigenen Marktstand und verkaufen dort neben Selbstgeschneidertem auch Handelsware – also Bekleidung, die sie zuvor günstig eingekauft haben. Auf diese Weise ist aus einem Plan-Projekt ein nachhaltiges und florierendes Geschäftsmodell entstanden, das sich selber trägt.

„Wenn Mädchen wie Gris schon als Teenager schwanger werden, geschieht dies fast immer ungewollt. Meist wissen die Mädchen zu wenig über Sexualität und Verhütung oder wie sie ihre Wünsche und Rechte einfordern können.“

#Tina Frickemeier, Plan-Mitarbeiterin aus Hamburg

Als selbstständige Unternehmerinnen und Unternehmer können die jungen Frauen und Männer von Loliondo den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien sichern. Jeden Freitag ist Zahltag, dann werden die Gewinne unter allen Mitgliedern gleichmäßig aufgeteilt. Zusätzlich hat die Gruppe einen eigenen Sozial-Fonds gegründet, in den jede Woche eingezahlt wird, und aus dem bei Notfällen – etwa bei Krankheit – Geld entnommen werden kann.

„Es ist sehr beeindruckend, was sich aus dem Projekt entwickelt hat“, sagt Tina Frickemeier. Sie war in Geita, wo es ein ähnliches, neues Projekt gibt: „Kinderheirat verhindern in Tansania – 18+“.

Damit unterstützt Plan die Mädchen dabei, ihre Zukunft in die Hand zu nehmen und selber zu entscheiden, ob, wen und wann sie heiraten. Und auch, wann sie Kinder bekommen. In Schulungen erfahren die Jugendlichen, was Gleichberechtigung bedeutet, und welche Auswirkungen frühe Schwangerschaften und frühe Heirat auf ihre Zukunft haben können.

Darüber hinaus gibt es berufliche Trainings für 100 Mädchen, die nicht mehr zur Schule gehen. Sechs Monate lang lernen sie, wie sie ein eigenes Unternehmen gründen, Einnahmen und Ausgaben verwalten, Investitionen tätigen und Geschäftsmöglichkeiten nutzen können. Tina Frickemeier: „Auf die Frage, welchen Beruf sie erlernen wollen, haben sich die meisten Mädchen für das Schneiderhandwerk entschieden.“

Im Dorf Nyamigota besuchen wir eine Gruppe. An der Wand hängen Zeichnungen mit ersten Entwürfen, und noch sind die Mädchen unsicher im Umgang mit den Nähmaschinen. Doch man sieht ihnen ihren Eifer an, dass sie es kaum abwarten können, endlich die ersten selbst gefertigten Kleidungsstücke in der Hand zu halten. Vielleicht werden sie schon bald genauso erfolgreich sein wie Loliondo.

 

Fotos: Plan International

100 Millionen Gründe

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