Seit Jahrzehnten gibt es bewaffnete Konflikte im südostasiatischen Myanmar zwischen regulären und irregulären Gruppen. Insbesondere Mädchen und Jungen leiden in den von Konflikten betroffenen Gebieten unter Missbrauch – sei es durch Zwangsrekrutierung, Verwundung, Kinderarbeit und -handel oder gar sexuellen Missbrauch. Weitere Risiken ergeben sich aus der verbreiteten Unterernährung – insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder – sowie den unzureichenden hygienischen Bedingungen, was die Ausbreitung von Infektionskrankheiten begünstigt. Ein Schauplatz für schwere Menschenrechtsverletzungen ist der Kachin-Staat im Nordosten Myanmars.
Im Kachin-Staat lebten allein im Jahr 2019 über 97.000 Menschen in 140 Notunterkünften und lagerähnlichen Einrichtungen. Rund 46 Prozent dieser Binnenvertriebenen waren Minderjährige; Frauen und Kinder zusammen machten rund 75 Prozent der sogenannten „internally displaced people“ (IDPs) in dieser Region des Landes aus. Sie lebten und leben in unzureichend ausgestatteten Unterkünften auf engstem Raum zusammen mit nur beschränktem Zugang zu Lebensmitten sowie einer effektiven Gesundheitsversorgung.
Im Rahmen unseres zweijährigen humanitären Hilfsprojekts erreichte Plan International 68.955 vom Konflikt betroffene Menschen im Kachin-Staat, darunter 30.262 Minderjährige. Mit den Maßnahmen deckten wir die drei Bereiche Kinderschutz, Ernährungssicherung sowie Zugang zu sauberem Trinkwasser und angemessene sanitäre Versorgung ab.
Kinderschutz
Um die Sicherheit für Kinder und Jugendliche in den Lagern zu erhöhen, wurden insgesamt 48 kinderfreundliche Räume gebaut und eingerichtet. In diesen Rückzugsorten können sich Mädchen und Jungen in sicherer Umgebung betreut aufhalten. Die Räumlichkeiten eignen sich für sportliche Aktivitäten sowie Spiel und Freizeit, was die Kommunikation und Interaktionen zwischen den Kindern fördert. Die kinderfreundliche Atmosphäre in den Räumen soll Stress, Angst und Unruhe der Kinder reduzieren und ihnen auch das Lesen und Lernen erleichtern.
Während der Projektlaufzeit wurden dort außerdem Veranstaltungen für Eltern und Betreuungspersonen aus den Notunterkünften durchgeführt, um über das Wohlergehen sowie die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen im Projektgebiet zu informieren.
Ernährungssicherung
In den Lagern sind Insbesondere schwangere und stillende Mütter sowie Kinder unter fünf Jahren von Mangelernährung betroffen. Dabei ist eine ausreichende und ausgewogene Ernährung für die gesunde körperliche und psychische Entwicklung von Kindern essenziell, und Mangelernährung sorgt besonders im Säuglings- und Kindesalter für gesundheitliche Risiken.
Um Unterernährung und Wachstumsverzögerungen bei Kindern unter fünf Jahren frühzeitig festzustellen, führten Fachleute regelmäßige Screenings durch. Dabei wurden Körpergröße und -gewicht sowie beispielsweise der Armumfang der Kinder gemessen. Die als unterernährt identifizierten Kinder und deren Erziehungsberechtigte erhielten medizinische Unterstützung durch das Gesundheitspersonal in den lokalen Gesundheitszentren.
Bei Veranstaltungen und Gruppendiskussionen informierte das Projektteam über die Bedeutung einer gesunden und altersgerechten Ernährung, um einer Mangelernährung bei Kindern vorzubeugen. Diesbezügliche Kochworkshops und Hinweise für stillende Mütter ergänzten das Angebot.
Sanitärversorgung
Die mangelhafte sanitäre Versorgung in einigen Notunterkünften birgt das Risiko der Ausbreitung von Krankheiten und kann den Gesundheitszustand von bereits geschwächten Personen stark verschlechtern. Der Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 hat diese Risiken weiter verschlimmert. Daher wurden Hygieneartikel wie Masken, Seife und Handdesinfektionsgel verteilt. Hygienebeauftragte starteten eine Kampagne zur Vermeidung weiterer Ansteckungen.