Unter einem Sturm der „Kategorie 5“ können sich Außenstehende meist wenig vorstellen. Eher schon davon, welche Zerstörungskraft Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h entfesseln können. Mit so einer Wucht hatte der Wirbelsturm Mocha vor rund sechs Wochen das Grenzgebiet zwischen Süd- und Südostasien erreicht, sintflutartige Regenfälle führten zu weitreichenden Schäden an der örtlichen Infrastruktur sowie Stromausfällen. Das Leben von Millionen bedürftiger Kinder und Familien, von denen viele Mädchen und Jungen bereits zuvor unter schwierigen Bedingungen lebten, ist seitdem stark beeinträchtigt.
Plan International hatte proaktiv Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung im Einzugsbereich des nahenden Zyklons ergriffen und ist seitdem mit humanitärer Nothilfe im Katastrophengebiet aktiv. Die Teams der Kinderrechtsorganisation setzen sich zudem bei Regierungsstellen dafür ein, dass die Auswirkungen der Krise insbesondere auf die Rechte von Mädchen und jungen Frauen in vollem Umfang berücksichtigt werden.
Wirbelstürme können auch und gerade für Kinder eine sehr belastende Erfahrung darstellen, die sie besonders anfällig für psychische Probleme macht. Sie können nach einem solchen Naturereignis unter Angst und/oder Depressionen leiden und brauchen Zugang zu psychologischer Unterstützung. Mit dem Wirbelsturm wurden nicht nur Tausende Häuser zerstört oder beschädigt. Eine verlorengegangene Infrastruktur beschränkt außerdem den Zugang der Menschen zu Gesundheitsdienstleistungen, die entweder nur noch schlecht erreichbar oder ebenfalls zerstört worden ist.
Mädchen und junge Frauen sind während und nach Naturkatastrophen besonders gefährdet, da sie in überfüllten, ungewohnten Umgebungen einem erhöhten Risiko von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt sind. Ausgerechnet in einer Zeit, in der sexuelle Gewalt und frühe Schwangerschaft zunehmen, stehen den Mädchen und Frauen kaum Informationen zu sexueller und reproduktiver Gesundheit zur Verfügung. Doch diese sind – wie auch Dienstleistungen im Bereich der Menstruationsgesundheit – für Mädchen und Frauen unerlässlich. Plan International unterstützt sie beim Zugang zu diesen Informationen. Sie bekommen Zugang zu Menstruationsprodukten sowie Sanitäranlagen, in denen sie ihre Periode sicher haben können.
Der fehlende Zugang zu sauberem Wasser und hygienischen Sanitäreinrichtungen erhöht überdies die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruchs von Cholera oder anderen ansteckenden Krankheiten, die zum Tod führen können – insbesondere bei Kindern.
Zu den unmittelbar Betroffenen zählt auch die Familie von Lai Lai Bagon. Die 30-jährige Rohingya-Frau lebte bis zum Eintreffen des Zyklons Mocha in einem Lager für vertriebene Menschen in Sittwe, der Hauptstadt des Rakhine-Staats in Myanmar. „Die Hoffnung hält mich am Leben, selbst im Angesicht des Zyklons Mocha“, sagt sie. Ihr Haus wurde zerstört, ihnen ist nichts mehr geblieben, und nun sucht sie mit ihrer Familie dringend eine Unterkunft. Inzwischen ist die Monsunzeit angebrochen, und heftige Regenfälle bringen Überschwemmungen mit sich, die das Elend der vom Zyklon betroffenen Menschen noch vergrößern.
Nach dem Wirbelsturm leitete Plan International sofort Nothilfemaßnahmen ein und führte eine schnelle Bedarfsanalyse durch, um die bedürftigsten Familien zu identifizieren. In Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen wurden zum Beispiel in Myanmar lebenswichtige Hilfsgüter wie Nahrungsmittel, Planen und Decken an 94.000 betroffene Menschen verteilt. Auch Bargeld wird an Familien wie jener von Lai Lai Bagon verteilt, wenn sie dringend Unterstützung benötigen. Diese Maßnahmen können lebensrettend sein und helfen den Familien dabei, wieder ein selbstbestimmtes Leben zu organisieren.