Leben am und vom Meer

Foto: Plan International

Trotz allen Herausforderungen, denen sich Carmen in ihrem Leben bereits stellen musste, bleibt sie immer optimistisch – und fasst als Unternehmerin Fuß in der Meeresfrüchteindustrie.

Carmens Kindheit ist überschattet mit Erinnerungen an herausfordernde Zeiten. Ihr Vater Jorge verlässt die Familie, als Carmen sechs Jahre alt ist. Ihre Mutter Rocio bleibt allein zurück, um Carmen und ihre Geschwister aufzuziehen. Rocio arbeitet in einer Fabrik im ecuadorianischen Kanton Pedernales, in der sie Garnelen verpackt. Doch ihr Einkommen reicht nicht aus, um die Grundbedürfnisse ihrer Familie zu decken. 

Eine Frau läuft am Meer entlang
Carmen ist am Meer und mit der Meeresfrüchteindustrie aufgewachsen Plan International

Eine Jugend zwischen Krabbenschalen

Wenn Carmen an ihre Jugend zurückdenkt, hat sie sofort den Geruch von Meeresfrüchten im Sinn. „Ich bin inmitten von Krabbenschalen aufgewachsen“, sagt die heute 36-Jährige und lächelt bei dieser Erinnerung. Angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage ihrer Familie begann Carmen im Alter von 13 Jahren, neben der Schule zusammen mit ihrer Mutter in der Verpackungsfabrik zu arbeiten. „Ich habe Garnelen geschält und verpackt“, erzählt sie. „Mit meinem Lohn half ich meinen Geschwistern, sodass wir Essen und Kleidung hatten und sie zur Schule gehen konnten.“

Trotz der Herausforderungen, die Carmens Kindheit und Jugend in Pedernales mit sich bringen, schafft sie es mit Beharrlichkeit und Unterstützung ihrer Mutter, die Schule bis zum Abitur abzuschließen. Ein Jahr später, mit 19 Jahren, heiratet sie Julio. Gemeinsam bekommen sie drei Töchter: Angelina, Larisa und Sofia. 

Als sie Mutter wird, hört Carmen auf zu arbeiten, um sich um das Kind zu kümmern und ein Zuhause für ihre Familie zu schaffen. Mit dem Heranwachsen ihrer Töchter hat Carmen jedoch mehr Zeit für andere Dinge außerhalb des Hauses – und als Plan International 2016 nach einem Erdbeben in ihrer Gemeinde tätig wird, beschließt sie, sich ehrenamtlich für die von der Katastrophe betroffenen Menschen einzusetzen. Sie unterstützt diesbezügliche Schulungen und hilft, Workshops in den Zeltunterkünften zu geben. Später nimmt sie an Aktivitäten zur Förderung einer gesunden und frühkindlichen Entwicklung teil. In Zusammenarbeit mit dem technischen Team von Plan International hilft Carmen auch bei der Durchführung einer Umfrage über die Bedürfnisse der Gemeinde.

Frauen wünschen sich wirtschaftliche Unabhängigkeit

Pedernales hat rund 63.000 Einwohner:innen, von denen die meisten in ländlichen Gebieten leben. Etwas mehr als 17 Prozent der Bevölkerung sind Analphabeten und nur 23 Prozent haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Diese Realität macht Pedernales zu einem Kanton mit begrenzten Chancen.

Eine matschige Straße, rechts daneben grüne Gräser und Palmen, links kleine Häuser beziehungsweise Hütten
Der Küstenkanton Pedernales liegt in der ecuadorianischen Provinz Manabí Plan International

Die Untersuchung zeigt, dass unternehmerische Infrastruktur benötigt wird, um die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen zu fördern, damit sie ihre Lebensqualität und die ihrer Familien verbessern können. Mit Blick auf die Garnelenindustrie wurde die „Seafood Processing Services Association“ gegründet, die sich darauf spezialisiert haben, Garnelen für die weitere Vermarktung vorzubereiten. Carmen ist eines von 29 Mitgliedern dieser Vereinigung, die sich aus Müttern und Frauen aus der Region zusammensetzt.

„Gegenwärtig erhalten die Mitglieder ein Einkommen von etwa 250 US-Dollar pro Gezeitenwechsel“, erklärt Carmen. „Bei einem Gezeitenwechsel können wir ernten.“ Die Gezeiten treten alle zwei Wochen auf, wenn der Meeresspiegel ansteigt. Während dieser Zeit schwimmen die Garnelen in küstennahmen Felsbecken und können leichter gesammelt werden.

Eine Frau, die ein Haarnetz, Mundschutz und Gummihandschuhe trägt, bereitet Garnelen fürs Verpacken vor
Als Mitglied der Frauenorganisation bereitet Carmen Garnelen für die Weitervermarktung vor Plan International

„Dank dieses Projekts habe ich meine wirtschaftliche Unabhängigkeit wiedererlangt.“

Carmen (36), Krabbenpulerin aus Ecuador

Carmen möchte die Frauenorganisation ausbauen, um das Wachstum ihrer Gemeinschaft zu fördern. „Mein Ziel ist es, die Vereinigung zu stärken, damit mehr Frauen beitreten und ein Einkommen erzielen können. „Meine Zeit ist aufgeteilt zwischen meiner Familie, meiner Arbeit, meinen Träumen, meinen Zielen und meinem Dienst an der Gemeinschaft. Dank dieses Projekts habe ich das Gefühl, dass ich meine Stärke als Frau und meine wirtschaftliche Unabhängigkeit wiedererlangt habe und in der Lage bin, meine Familie zu unterstützen. Heute bin ich eine freie, authentische, starke und glückliche Frau“, resümiert Carmen.

Carmens Geschichte wurde mit Material aus dem ecuadorianischen Plan-Büro erstellt.

Berufliche Zukunft für Jugendliche in Ecuador

Eine Wirtschaftskrise und die Corona-Pandemie haben Ecuador hart getroffen. Insbesondere junge Menschen sind meist arbeitslos. Es fehlen Berufs- und Bildungsangebote, damit Jugendliche auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können. Dabei liegt die Rate bei jungen Frauen besonders hoch: 26,5 Prozent von ihnen zählen zu den sogenannten NEETs (Not in Education, Employment or Training) – haben also weder Job noch eine Ausbildung – während es bei den jungen Männern nur 11,2 Prozent sind. Plan International unterstützt mit dem Projekt „Berufliche Zukunft für Jugendliche“ junge Frauen und Männer beim Start in die Selbstständigkeit.

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