(Inhaltswarnung: Vergewaltigung)
Sein Atem roch verfault und nach Alkohol. Der Geruch hing noch über ihr, Stunden nachdem er fertig war, sie zu vergewaltigen. Ihre inneren Oberschenkel waren mit Kratzern bedeckt, ihr Bauch so wund, dass sie lieber stand, als sich hinzusetzen. So war es jedes Mal, wenn Sarahs Stiefvater sie missbrauchte – was er getan hatte, seit sie zwölf Jahre alt war.
„Meine Mutter hatte nicht das Geld, um meine Schwester und mich zur Schule zu schicken“, erzählt Sarah. „Mein Stiefvater bot an, zu bezahlen. Aber ich musste ihm dafür etwas geben.“ Sarah fragte eine Freundin nach Rat und diese glaubte, Sarah habe keine andere Wahl, als dem Willen ihres Stiefvaters nachzugeben. Zwei- oder dreimal im Monat passierte es – und im Gegenzug dazu konnte Sarah zur Schule gehen.
Als sie 14 Jahre alt war entdeckte sie, dass ihr Stiefvater sie geschwängert hatte. Er drohte ihr an, sie zu töten, wenn sie es irgendwem erzählte. Als Sarahs Bauch wuchs, floh sie von Zuhause. Sie lebte hinter den Mülleimern eines Marktes am Stadtrand von Kibera, immer in der Angst von ihrer Mutter – oder noch schlimmer – von ihrem Stiefvater gefunden zu werden.
„Ich möchte Politikerin werden, damit ich mich für die Rechte von Mädchen einsetzen kann.“
Als ihr Sohn in einem Krankenhaus außerhalb von Kibera geboren wurde, bestand der Arzt darauf, dass Sarah zu ihrer Mutter Kontakt aufnahm. Heute lebt sie mit ihrem Sohn wieder bei ihrer Mutter und ihren jüngeren Geschwistern. Sie teilen sich ein winziges Zimmer von nur zehn Quadratmetern, schlafen abwechselnd im Bett und auf dem Boden.
Sarah hat ihrer Mutter nie gesagt, wer der Vater ihres Sohnes ist. Ihr Stiefvater wurde nie bei der Polizei angezeigt, wo er heute ist, weiß sie nicht.
„Ich träume davon, wieder zur Schule zu gehen“, sagt Sarah. „Ich möchte Politikerin werden, damit ich mich für die Rechte von Mädchen einsetzen kann.“
*Name zum Schutz der Identität geändert